Upcycling-Fashion: Diese 6 Marken schenken Mode ein neues Leben

Nahaufnahme von T-Shirts auf Kleiderbügeln
Nele Weissenborn
Nele Weissenborn
Wenn der Lieblingspulli ausleiert und verblasst, fristet er nicht selten ein tristes Dasein in der hintersten Ecke im Schrank. Bis er uns beim Aussortieren wieder in die Hände fällt. Und jetzt? Upcyling-Fashion bietet die Antwort und schenkt ausrangierter Kleidung eine schmuckvolle Zukunft. Dass Mode nicht zwangsläufig aus Neuware designt werden muss, haben mittlerweile auch viele Marken verstanden: Aus vermeintlichem Modemüll designen kreative Köpfe stilvolle Kleidung höchster Qualität. Sechs spannende Labels im Überblick.
  1. Wenn Indien und Nigeria auf London treffen: Ahluwalia
  2. Mode on-demand: Avenir Berlin
  3. Nichts Neues bei NONOI Studio
  4. Mode aus Müll bei MOOT
  5. Upcyling-Pionier Daniel Kroh
  6. Süddeutscher Minimalismus: Wiederbelebt
  7. Upcycling trifft auf Haute Couture

Wenn Indien und Nigeria auf London treffen: Ahluwalia

Das britische Upcycling-Label Ahluwalia kombiniert raffiniert alle kulturellen Wurzeln der Designerin Priya Ahluwalia zu tragbarer Mode. Die interkulturelle Brand ist längst kein Geheimtipp mehr dafür sorgen Kooperationen mit etablierten Modehäusern wie Ganni und Mulberry. Für ihre Mode verwendet die Gründerin nur Alt-Kollektionen und Überschussware. Mit verschiedenen Textil- und Patchworktechniken schenkt sie so ausgemusterten Stücken wieder ein glanzvolles Leben. Auch offline gibt es die begehrten Stücke bereits zu kaufen, unter anderem in renommierten Geschäften wie Matches Fashion, Browns, Bergdorf Goodman, Ssense und Nordstrom.

Preisgekrönt: Priya Ahluwalia ist die Gewinnerin des British Fashion Councils/GQ Designer Men's Wear Fund 2021 und darf sich zusätzlich auch über den Queen Elizabeth II Award for British Design 2021 freuen.

Definition: Was ist Upcycling?

Alte Kleidung erhält beim Upcycling ein modisches Upgrade. Aus vorhandenen Textilresten und Altkleidern entstehen neuwertige Produkte, die sorgsam aufbereitet werden. Da hierbei keine neuen Stoffe hergestellt werden müssen, spart Upcycling-Fashion einiges an Ressourcen und senkt den Energie- und Wasserverbrauch. Die aufgewerteten Textilien bilden damit den Gegentrend zu Fast-Fashion.

Mode on-demand: Avenir Berlin

Alle vier Wochen startet eine neue Kampagne und die Pforten des Online-Shops von Avenir Berlin öffnen sich. Zwei Wochen haben Kund:innen nun Zeit, sich für die zeitlosen Stücke zu entscheiden. Danach startet die Produktion. Im Shop und via E-Mail informiert das Label transparent über Produktions- und Lieferzeiträume. In Handarbeit fertigt das Label neue Mode aus Textilabfällen und gebrauchter Kleidung. Die Ware bezieht die 2020 gegründete Marke von regionalen Großhändler:innen oder Hilfszentren. Nach Stationen bei Givenchy, Lavin und Jens Laugesen zeigen Sophie Louise Claussen und Niklas Florian Schütt nun, wie hochwertig Upcycling-Fashion sein kann.

Die perfekte Passform: Individuelle Schnitte kann das Team bei der Produktion berücksichtigen. Wer im Kommentarfeld des Warenkorbs die Wunschmaße angibt, erhält problemlos ein modifiziertes Kleidungsstück.

Bunte Seidengürtel mit silbernen Schnallen im Close-Up

Nichts Neues bei NONOI Studio

Kleidung, die bleibt: Das Hamburger Label NONOI (abgeleitet: nicht neu) produziert aus Secondhand-Ware limitierte Unikate, die mit ausgefallenen Schnitten und spannenden Farbkombinationen überzeugen. Viele der Stücke sind unisex tragbar und von hoher Qualität, da das Team um die beiden Gründerinnen Sophie Koop und Katharina Rybakov ausschließlich auf natürliche Materialien wie Seide, Baumwolle, Leinen und Kaschmir setzt.

Für Individualisten: Ausrangierte Seidenkrawatten bekommen bei NONOI ein neues Leben eingehaucht und werten als elegante Gürtel jedes Business-Outfit auf.

Schon gewusst?

Das junge Start-up Habitus hat eine digitale Plattform geschaffen, die ausschließlich Upcycling-Labels führt.

Mode aus Müll bei MOOT

Made Out Of Trash” – genau darum geht es den Berliner Gründern Nils Neubauer und Michael Pfeifer. Aus alter Jersey-Bettwäsche fertigt MOOT T-Shirts, Jacken, Hosen und Accessoires. Die ausgediente Bettwäsche beziehen sie dabei von regionalen Hilfseinrichtungen wie der Berliner Stadtmission oder dem Roten Kreuz, die dafür keine Verwendung mehr haben. Für einen einheitlichen Look werden die Stücke gefärbt. Das Muster schimmert – mal mehr, mal weniger intensiv – durch die Kolorierung und macht jedes Stück zum einzigartigen Hingucker.

Der neueste Clou: In Zusammenarbeit mit der sächsischen Textilfirma Kirschhauer entstehen aus zerkleinerten Textilverschnitten zunächst herkömmliche Packdecken. Aus diesen schneidert das MOOT-Team robuste Jacken, die vom Design an klassische College-Jacken erinnern.

Ein Mann und eine Frau in schwarzer Kleidung auf einem Geländer

Wo kommt die ausrangierte Kleidung her?

Nur ein Bruchteil unserer gebrauchten Kleidung, die wir spenden, landet direkt bei Bedürftigen: Jedes Jahr spenden die Deutschen deutlich mehr Altkleider als die verschiedenen Hilfsorganisationen benötigen. Die meisten Textilien aus den Containern werden unsortiert an Verwertungsunternehmen verkauft und dort direkt verbrannt, zu Putzlappen verarbeitet oder in Entwicklungsländer exportiert.

Upcyling-Pionier Daniel Kroh

Wertloses in Wertvolles verwandeln – das ist bereits seit 2006 das Motto von Modedesigner Daniel Kroh. Der Berliner Kreative und leidenschaftlicher Bastler schafft aus abgelegter Arbeitskleidung, die er sorgsam dekonstruiert und zerlegt, hochwertige Mode, Interior-Design und Accessoires. Interessierte können außerdem Maßanfertigungen anfragen. Die bietet der gelernte Herrenschneider ebenfalls in seinem Atelier in Berlin-Mitte an.

Charakterstark: Ein Farbfleck, der wie ein Kunstwerk anmutet? Kroh arbeitet bewusst spannende Gebrauchsspuren der Altkleider mit ein und lässt jedes Kleidungsstück seine ganz eigene Geschichte erzählen.

Detailaufnahme eines Upcycling-Sakkos

Süddeutscher Minimalismus: Wiederbelebt

100% Stuttgart steckt in den minimalistisch-skandinavischen Stücken von Wiederbelebt. Idee, Design, Materialauswahl, Produktion und Endabnahme: Das alles spielt sich im Atelier im Herzen der süddeutschen Stadt ab. Aus industrieller Überschussware umliegender Textilunternehmen fertigt das Team um Sarah Kürten und Oguzhan Deniz zeitlose Kleidung, die den Anspruch hat, den Träger oder die Trägerin ein Leben lang zu begleiten. Dabei setzt das Design-Duo auf hochwertige Materialien wie Seide, Baumwolle und Viskose.

Streng limitiert: 10-50 Kleider entstehen pro Stoffrolle, was die besonderen Stücke zu echten Raritäten macht.

Mann mit Hut arbeitet im Atelier an Schnittmustern

Upcycling in Hollywood

Längst kein No-Go mehr: Immer wieder zeigt sich Hollywood-Star Cate Blanchett auf dem roten Teppich mit bereits getragenen Outfits, die sie nur leicht abändert oder mit Accessoires neu interpretiert.

Upcycling trifft auf Haute Couture

Louis Vuitton zeigt edle Upcycling-Sneaker, während Miu Miu alten Levis-Jeans in gewohnt verspielter Manier ein stylishes Upgrade verpasst: Upcycling-Fashion kommt zunehmend auch auf dem Laufsteg an. Zwischen einzelnen Eyecatchern und Mini-Kollektionen kurbelt auch Luxus-Weltmarktführer LVMH die Kreislaufwirtschaft kräftig an. Im Rahmen des Entrepreneur-Programms DARE (Disrupt, Act, Risk to be an Entrepreneur), rief der Branchenriese 2021 Nona Source ins Leben: die erste Online-Plattform, die aufstrebenden Kreativen und Marken in Europa Zugang zu „schlafenden Schönheiten” in den Lagern von LVMH verschafft.

Wer Lust bekommen hat, sich modisch inspirieren zu lassen, kann sorgsam kuratierte Luxuslabels auch bei NET-A-PORTER oder MR PORTER entdecken. Das Beste dabei: Mit unserer Platinum Card erhalten Mitglieder ein jährliches Shopping-Guthaben von 90 Euro.*

 

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