- Jacques Anquetil: „Monsieur Chrono“
- Tillie Anderson: Pionierin im Frauenradsport
- Bernard Hinault: Der Teamchef soll siegen
- Kristina Vogel: Olympiasiegerin im Sprint
- Jan Ullrich: Vom treuen Helfer zum Held
- John Degenkolb: Meister des Kopfsteinpflasters
- Peter Sagan: Das grüne Trikot
- Drama, Mythos und menschliche Grenzen
Jacques Anquetil: „Monsieur Chrono“
Die Tour de France ist das Spiegelbild des Radsports mit all seinen Extremen. Auf rund 4.500 Kilometern verlangt sie den Fahrern und neuerdings auch Fahrerinnen alles ab, der Franzose Jacques Anquetil (1934–1987) war einer ihrer größten Helden. 1957 triumphierte der große Blonde mit den blauen Augen gleich bei seiner ersten Teilnahme. Von 1961 bis 1964 gelang ihm das Kunststück sogar viermal in Folge.
Mehr noch: Anquetil siegte auch beim Giro d’Italia (1960 und 1964) sowie bei der Vuelta (1963). Basis dieser Erfolge waren seine Qualitäten als Zeitfahrer. Er trug deshalb den Spitznamen „Monsieur Chrono“.
Nice to know: Beliebter als Jacques Anquetil war unter den Franzosen allerdings der „ewige Zweite“ Raymond Poulidor (1936–2019). Achtmal strampelte er aufs Siegerpodest – dreimal als Gesamtzweiter, fünfmal als Dritter.
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Tillie Anderson: Pionierin im Frauenradsport
Frauen im Sattel? Die waren lange Zeit eine absolute Ausnahme, Radfahren galt gar als unschicklich. Eine der ersten, die ein Zeichen für die Gleichberechtigung in der Sportart setzte, war die gebürtige Schwedin Matilda Anderson Sjöberg, Tillie genannt. Mit 16 Jahren wanderte sie 1891 in die USA aus, fing Feuer für den Radsport, schneiderte sich ihr Renndress und erradelte etliche Erfolge in Kurz- und Langstreckenrennen. Nach ihrer aktiven Karriere wurde sie Botschafterin für den Frauenradsport und 2000 in die United States Bicycling Hall of Fame aufgenommen.
Nice to know: In Westdeutschland sprach sich der Bund Deutscher Radfahrer e. V. (BDR) erst 1967 dafür aus, dass Frauenradsport ein Bestandteil des Verbands wurde.
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Bernard Hinault: Der Teamchef soll siegen
Wie Jacques Anquetil zählt auch Bernard Hinault zu den bis dato insgesamt vier Fahrern, die die Tour de France fünfmal gewinnen konnten. Legendär: 1985, bei Hinaults letztem Erfolg, stürzte er 300 Meter vor dem Ziel der 14. Etappe. Mit doppeltem Nasenbeinbruch quälte er sich weiter. Als es kurz darauf in den Pyrenäen so aussah, als könne Hinaults Teamkollege Greg LeMond davonziehen, wurde der Amerikaner gebremst. Hinault sollte gewinnen, und LeMond gehorchte.
1986 lief es genau umgekehrt: LeMond war zum Teamchef aufgestiegen, und er gewann vor Hinault.
Das dramatischste Finale aller Zeiten
Publikumsliebling Laurent Fignon ging mit 50 Sekunden Vorsprung ins Rennen – sie reichten nicht. LeMond strampelte die 24,5-Kilometer-Distanz mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 54,5 Stundenkilometern ab. Am Ende hatte er acht Sekunden Vorsprung. Acht nach 3.285 Kilometern! Knapper ging es in 108 Frankreich-Rennen nie zu.
Kristina Vogel: Olympiasiegerin im Sprint
Das Leben und die Erfolge der in Kirgisistan geborenen Kristina Vogel sind surreal. 2008 wurde die Bahnradspezialistin in gleich drei Disziplinen Junioren-Weltmeisterin. Kein Jahr später beendete ein schrecklicher Trainingsunfall beinahe alle Träume, als sie mit Tempo 50 in einen Kleinbus prallte. 2012 wurde sie gemeinsam mit Miriam Welte in London Olympiasiegerin in der neuen Disziplin Teamsprint. 2016 folgte eine weitere olympische Goldmedaille: In Rio siegte sie im Sprint. Legendär: Kaum im Ziel, flog ihr der Sattel weg.
Ihre Nachfolgerinnen werden uns begeistern
Im März 2018 krönte sich Kristina Vogel schließlich zur größten Bahnradsportlerin der Welt. In Holland gewann die Erfurterin ihren elften WM-Titel – nur die Australierin Anna Meares darf auf die gleiche Erfolgsbilanz stolz sein. Dann kam der Tag, der alles veränderte: Am 26. Juni kollidierte Vogel beim Training in Cottbus mit einem anderen Fahrer. Seitdem ist die Ausnahmeathletin querschnittsgelähmt. Für ihren Sport begeistert sie sich aber nach wie vor. Kein Wunder: Mit Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich hat Deutschland wieder zwei Weltklassefahrerinnen am Start.
Nice to know: Nach den Kommunalwahlen in Thüringen zog Kristina Vogel 2019 in den Stadtrat von Erfurt ein. Bei den Olympischen Spielen in Tokio war sie 2021 als Radsportexpertin für das ZDF tätig.
Jan Ullrich: Vom treuen Helfer zum Held
Als Jan Ullrich 1997 als bislang einziger Deutscher die Tour de France gewann, fieberte das ganze Land mit. So wie die Wimbledon-Siege von Boris Becker einen Tennisboom auslösten, war plötzlich jeder im Rennradrausch.
Der damals 23-jährige Rostocker hatte Bjarne Riis, dem Kapitän des Team Telekom, im Jahr zuvor zum Gewinn der Tour verholfen – nun schlug auf der zehnten Etappe seine Stunde. Weder Riis noch die Konkurrenten Marco Pantani oder Richard Virenque konnten ihm folgen. Er siegte nach 3.942 Kilometern mit einer Zeit von 100 Stunden und 30,35 Minuten.
Ullrich gewann die Vuelta und Gold in Sydney
Was Jan Ullrich in den Jahren 1999 und 2000 leistete, ist sensationell. Ein Sturz bei der Deutschland-Tour zwang ihn zur Absage der Tour de France. Doch zum Saisonende war er voll da: Er gewann die Vuelta, das 3.592-Kilometer-Rennen durch Spanien. Anfang Oktober 1999 wurde er in Verona Weltmeister im Einzelzeitfahren.
Sein Blick ging aber schon Richtung Sydney: Am 27. September 2000 kürte er sich zum Olympiasieger im Straßenrennen, drei Tage später verpasste er Gold im Zeitfahren um acht Sekunden. Der Lohn: „Ulle“ stand auf Platz 1 der UCI-Radsport-Weltrangliste. Sein sportlicher Höhenflug wurde 2006 von einem Dopingskandal überschattet, ein Jahr später beendete Ullrich seine Profikarriere.
Nice to know: 1997 und 2003 wurde Jan Ullrich zum Deutschlands Sportler des Jahres gewählt – obwohl ihm 2002 nach Knieverletzungen und privaten Skandalen das Karriereende gedroht hatte.
John Degenkolb: Meister des Kopfsteinpflasters
Neben den Rundfahrten durch Frankreich, Spanien und Italien existieren fünf sogenannte „Klassiker“. Gleich zwei dieser Eintagesrennen, die auch schon vor dem Ersten Weltkrieg stattfanden, konnte John Degenkolb aus Gera 2015 gewinnen. Im April setzte er sich im Sprint auf der Strecke Paris-Roubaix durch. Da etwa 50 der rund 250 Kilometer über Kopfsteinpflaster führen, ist die Trophäe ein Pflasterstein.
Wenige Wochen zuvor jubelte Degenkolb bereits auf der Via Roma: Nach einem packenden Finish triumphierte er beim Klassiker Mailand-Sanremo.
Nice to know: Vor Degenkolb verewigten sich mit Rudi Altig (1968), Erik Zabel (1997, 1998, 2000 und 2001) sowie Gerald Ciolek (2013) bereits weitere Deutsche in der Mailand-Sanremo-Siegerliste.
Unbegrenzt Punkten
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Peter Sagan: Das grüne Trikot
Doch zurück zur Tour de France: Neben dem gelben Trikot des Führenden in der Gesamtwertung wird nach jeder Etappe das grüne Trikot des Punktbesten vergeben. Darüber hinaus genießt das gepunktete Trikot des stärksten Bergfahrers eine Sonderstellung.
Eddy Merckx ist der Einzige, der alle drei mehrfach gewinnen konnte. Rekordsieger des grünen Trikots ist seit 2019 der Slowake Peter Sagan. Siebenmal konnte er es mitnehmen – sechsmal ging es an Erik Zabel. Außerdem wurde Sagan 2015, 2016 und 2017 Straßenweltmeister und somit erster und einziger Radrennsportler, der diesen Titel dreimal in Folge holte.
Must-know: Peter Sagan ist nicht nur Rennradspezialist. Seine Karriere begann er früh auf Cyclocrossrädern und Mountainbikes. 2016 nahm er bei den Olympischen Spielen in Rio sogar am Mountainbikerennen teil.
Drama, Mythos und menschliche Grenzen
Seit mehr als 100 Jahren begeistern sich Menschen für den Radrennsport. Die faszinierende Technik, große Bilder und Emotionen tragen ihren Teil dazu bei. Vor allem aber sind es die Radsportikonen, die durch ihren unermesslichen Ehrgeiz und ihre sportliche Leistung dafür sorgen, dass Menschen überall auf der Welt während der Tour de France vor dem Fernseher sitzen und diese Begeisterung weitertragen.
Wenn es dich vor lauter Erfolgsgeschichten und Geschwindigkeitsrekorden auch gepackt hat: Erkundige dich am besten zuerst über alles Wissenswerte zum Thema Rennradfahren und Rennradhersteller, bevor du selbst in die Pedale steigst.