- Quad, ATV und SSV: Wie unterscheiden sie sich?
- Lizenz zum Glück: Welchen Führerschein ist fürs Quadfahren nötig?
- Quadfahren: Ein ganz besonderes Erlebnis
- Sicherheit fährt vor: Was du beim Fahren mit einem Quad unbedingt beachten solltest
- Das Quad als Ackergaul? Mit der LoF-Zulassung günstig fahren
- So behältst du den Durchblick im Zulassungsdschungel
Quad, ATV und SSV: Wie unterscheiden sie sich?
Was genau ist ein Quad? Und was ist beim Fahren mit einem Quad zu beachten? Ein Quad ist ein meist offenes Kraftfahrzeug auf vier Rädern, das für ein bis zwei Personen geeignet ist. Einige wenige Quads sind sogar als Dreisitzer zugelassen. Der Name wird wahlweise von „Quadruplet“ (Englisch für: „Vierling“) oder von „Quadricycle” (Englisch für Vierradfahrrad) abgeleitet.
Quads werden oft als Sport- und Freizeitmobile genutzt, die vierrädrigen Flitzer sind aber auch in der Land- und Forstwirtschaft beliebt. Dort kommen Fahrzeuge mit Vierradantrieb und abschaltbaren Differenzialen zum Einsatz, die zur Unterscheidung häufig als All Terrain Vehicle (ATV) bezeichnet werden. Mittlerweile gibt es auch Elektro-Quads und Elektro-ATV in allen Größen und Klassen.
Ein ATV mit zwei benachbarten Sitzplätzen wird Side-by-Side-Vehicle (SSV) genannt. Verfügt es zusätzlich noch über eine Ladefläche für den Transport von Werkzeug oder Schüttgut, wird es zum Utility-ATV (englisch für Gelände-Nutzfahrzeug).
Extra-Tipp
Kosten: Wie teuer ist der Quadspaß?
Lizenz zum Glück: Welchen Führerschein ist fürs Quadfahren nötig?
In Deutschland sind die meisten Quads als Kraftfahrzeuge zugelassen, für die du einen Pkw-Führerschein der Klasse B oder der alten Klasse 3 benötigst. Ein Motorradführerschein reicht hierfür nicht aus, denn dieser ist auf zwei- und dreirädrige Fahrzeuge beschränkt. Einige Quads sind allerdings auch für Menschen ab 15 Jahren zugelassen, die dann eine besondere Fahrerlaubnis brauchen.
Welche Quads darf ich ab 15 Jahren fahren – und was brauche ich dafür?
Kleinere Quads mit 50-Kubik-Motor und einer Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometer pro Stunde werden häufig als sogenannte Leichtkraftfahrzeuge angemeldet. Dann darfst du sie ab 15 Jahren mit der Fahrerlaubnis Klasse AM (früher: Klasse S) fahren. Die Kosten für einen Quadführerschein in Klasse AM liegen inklusive Erste-Hilfe-Kurs und Gebühren bei rund 500 Euro.
Die ebenfalls ab 15 Jahren erteilte Prüfbescheinigung M, früher auch als „Mofaschein“ bekannt, reicht hingegen nicht aus. Sie ist auf Zweiräder bis zu einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde beschränkt.
Das Kleingedruckte beachten: Die Zulassungsbescheinigung ist maßgeblich
Achtung: Die Zulassung als Leichtkraftfahrzeug umfasst noch weitere Vorgaben bezüglich Leergewicht und Motorleistung. Prüfe daher in den Fahrzeugpapieren des Quads, ob in Zeile J tatsächlich die Fahrzeugklasse L6e (Leichtkraftfahrzeug, vierrädrig) eingetragen ist. Sonst brauchst du einen Führerschein der Klasse B oder 3 für das jeweilige Fahrzeug.
Quad ganz ohne Führerschein fahren – ist das möglich?
Auf deinem Privatgrundstück darfst du ein Quad auch ohne Fahrerlaubnis fahren. Hier gibt es somit auch keine Altersbeschränkungen. Kinder sollten aber langsam und begleitet an das Quadfahren herangeführt werden. Besonders die größeren Modelle beschleunigen dank ihres geringen Gewichts und der starken Motorisierung ebenso stark wie ein Sportwagen.
Quadfahren: Ein ganz besonderes Erlebnis
Ein Quad fährt sich völlig anders als die meisten anderen motorisierten Zwei-, Drei- und Vierräder. Bevor du die Grenzen deines Quads testest oder im Gelände wilde Sprünge ausprobierst, solltest du deshalb zunächst Fahrpraxis sammeln.
Sicher fahren: Besonderheiten beachten
Du fragst dich, was es beim Fahren mit einem Quad noch zu beachten gibt? Folgende Punkte solltest du unbedingt im Blick haben, da es sonst leicht zu Unfällen kommt:
- Insbesondere einfache und ältere Quads haben kein Achsdifferenzial: Die Antriebsräder drehen sich bei ihnen also auch in der Kurve gleich schnell. Was für das Gelände nützlich sein kann, ist auf der Straße manchmal fatal: Wenn du zu schwungvoll einlenkst, fährt das Quad einfach geradeaus weiter. Bei Nässe und Glatteis sind Modelle ohne Differenzial auch für geübte Fahrer:innen ein Risiko.
- Der Schwerpunkt eines Quad liegt vergleichsweise hoch. Je kleiner Achsstand (Abstand zwischen Vorder- und Hinterachse) und Spurweite (Abstand zwischen rechten und linken Rädern) sind, desto leichter kann das Quad in Kurven oder an Hängen umkippen.
- Die meisten Quads fahren mit Niederdruck-Ballonreifen. Diese bieten viel Haftung im Gelände, haben aber im Straßenverkehr ihre Tücken. Sie reagieren mit Verzögerung auf deine Lenkbewegungen, dann aber umso kräftiger.
- Für Quads gibt es Geländereifen, Sandreifen, Mischreifen und Allrounder. Die einzelnen Reifentypen verhalten sich je nach Untergrund völlig unterschiedlich. Beachte dies, wenn du den Reifentyp deines Quads wechselst. Es fährt sich danach deutlich anders.
- Viele günstige Importfahrzeuge, die zum Teil unter 3.000 Euro kosten, sind mangelhaft konstruiert und verarbeitet. Das Material bietet wenig Sicherheitsreserven, und das Fahrwerk verzeiht keine Fahrfehler. Tipp: Achte schon beim Kauf auf Qualität und lass dich beraten. Renommierte Hersteller haben stets auch die Sicherheit im Blick und bieten dir hochwertige Modelle für ungetrübten Fahrspaß.
Kurventechnik: So fährst du sicher um die Ecke
Vier Räder, zwei Achsen. Das bedeutet: In Kurven schiebt ein Quad wie ein Auto leicht nach außen – und zwar je schneller du fährst, desto stärker. Anders als ein Motorrad neigt sich ein Quad nicht zum Kurveninneren. Willst du deine Kräfte beim Lenken schonen, lehnst du deinen Körper gegen die Fliehkraft in die Kurve und „drückst“ den Lenker mit der äußeren Hand in die gewünschte Fahrtrichtung.
Moderne hubraumstarke Quads haben oft ABS an Bord. Das Antiblockiersystem wirkt auf alle vier Räder und verhindert, dass sie beim starken Verzögern blockieren und nicht mehr lenkbar sind.
Daumen reicht: So beschleunigst du auf dem Quad
Die meisten Quads haben einen sogenannten Daumengashebel rechts unten am Lenker. Um schneller zu werden, drückst du ihn mit dem Daumen nach vorn. Sobald du ihn loslässt, kommt das Quad beziehungsweise ATV fast schlagartig zum Stehen. Das verhindert, dass du aus Versehen stark beschleunigst, wenn du dich am Lenker festhältst oder mit deinem Körpergewicht im Gelände balancierst. An Steigungen oder in Kurven kann das bei einem Gasgriff durchaus passieren. Beim Daumengashebel ist eine Fehlbedienung nahezu ausgeschlossen.
Sicherheit fährt vor: Was du beim Fahren mit einem Quad unbedingt beachten solltest
Damit du überall sicher und gesund ankommst, solltest du neben den Besonderheiten beim Fahren folgende Dinge bei deiner Ausstattung berücksichtigen:
- Quad-Helmpflicht: Fahrer:in und Beifahrer:in müssen im öffentlichen Straßenverkehr stets einen Helm tragen, falls das Quad nicht über Sicherheitsgurte verfügt, die in den Fahrzeugpapieren eingetragen sind. Letzteres ist aber eher die Ausnahme.
- Du benötigst an Bord einen Auto-Verbandkasten. Ein kleiner Motorrad-Verbandkasten reicht nicht aus, da ein Quad als vierrädriges Kraftfahrzeug gilt.
- Ein Warndreieck muss vorhanden sein. Besitzt dein Quad eine LoF-Zulassung (siehe unten), muss auch eine Warnweste mit an Bord sein.
- Bekleidung: Außer dem Helm ist in Deutschland keine weitere Schutzkleidung vorgeschrieben. Sie wird aber empfohlen. Denn sie schützt dich wirksam bei Unfällen und in Herbst und Winter gegen schlechtes Wetter.
Das Quad als Ackergaul? Mit der LoF-Zulassung günstig fahren
Größere Quads und ATV oberhalb der Leichtkraftfahrzeug-Klasse werden in Deutschland standardmäßig als sogenannte vierrädrige Kraftfahrzeuge zur Personenbeförderung (VPK) registriert. Die EU schreibt hierbei eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 90 Kilometer pro Stunde vor. Das Tempolimit hat die bisherige Leistungsbeschränkung auf 15 Kilowatt (20,3 PS) abgelöst.
Quad ohne Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit
Wenn du dein Quad oder ATV ganz ohne Tempo-Einschränkung fahren möchtest, kannst du es auch mit einer sogenannten Land- oder Forstwirtschaftlichen Zulassung (LoF) anmelden. Diese Zulassungsart ist vor allem für Arbeitsgeräte in Feld und Wald gedacht. Aber auch Nicht-Landwirt:innen dürfen natürlich eine solche Maschine fahren.
Hohe Hürden für die LoF-Zulassung
Um die begehrte LoF-Zulassung zu erhalten, muss dein Quad einige Voraussetzungen erfüllen:
- Du brauchst eine Beleuchtungsanlage, die für den Straßenverkehr zugelassen ist. Du benötigst also Abblendlicht mit Fern- und Standlicht, dazu Rücklicht, Blinker, Warnblinker und Bremslicht.
- Dein Quad muss einen Rückwärtsgang besitzen.
- Du brauchst vorne und hinten Kennzeichenbefestigungen für zwei normal große Nummernschilder.
- Du benötigst eine Anhängerkupplung mit Licht-Steckdose.
- Du musst das Fahrzeug alle 24 Monate zur Hauptuntersuchung (TÜV) vorführen.
Auch hier gilt wieder: Bei günstigen Importfahrzeugen aus Fernost ist vieles davon nicht vorhanden oder entspricht nicht den EU-Normen. Bremsen, Lager und Schraubverbindungen sind oft von minderer Qualität und für hohe Geschwindigkeiten nicht wirklich ausgelegt. Damit fallen diese Fahrzeuge regelmäßig durch die Abnahme.
Zwar gibt es deutsche Werkstätten, die auf die Umrüstung spezialisiert sind, doch diese kostet viele Arbeitsstunden und verursacht hohe Kosten. Ein Quad ohne Rückwärtsgang beispielsweise wird erst durch Austausch des Getriebes oder Nachrüsten eines separaten Elektro-Rückwärtsganges LoF-konform.
Auf der Überholspur
So behältst du den Durchblick im Zulassungsdschungel
Ein Quad oder ATV bietet puren Fahrspaß auf vier Rädern. Wegen der mehrfach geänderten Zulassungsrichtlinien solltest du bei Neukauf und ganz besonders beim Gebrauchtkauf alle Eintragungen in der Zulassungsbescheinigung sorgsam checken und mit dem Fahrzeug abgleichen. Denn davon hängt ab, mit welchem Führerschein, wie schnell und auch wo du dein Quad oder ATV fahren darfst. Ist hier alles im grünen Bereich, steht der Fahrfreude nichts im Weg – auf der Straße oder auf einem der zahlreichen Geländekurse in Deutschland.