- S 64 Freischwinger – vom Bauhaus inspiriert
- Eames Plastic Side Chair – Everybody’s Darling
- Stuhl 3100 – die Ameise
- Panton Chair – der Pop-Art-Stuhl
- Costes Armlehnstuhl – postmodernes Art déco
- Juli Chair – Kunsthandwerk trifft Industriedesign
- Frankfurter Stuhl – genial einfach
- Zeitlos modern
S 64 Freischwinger – vom Bauhaus inspiriert
Die S 64 Freischwinger von Marcel Breuer zählen zu den zeitlos-eleganten Stuhlklassikern. Seit 1930 werden sie von dem deutschen Möbelunternehmen Thonet hergestellt. Ihre klare Formensprache ist vom Bauhausstil inspiriert. Die künstlerischen Urheberrechte liegen beim Architekten und Pionier des modernen Möbeldesigns, Mart Stam, der als erster die Idee zu Freischwingern hatte und dafür zunächst mit Gasleitungsrohren experimentierte. Damals hießen sie noch – weniger charmant – „hinterbeinlose Stühle“.
Preis: ca. 900 Euro
Der Designer
Das Talent des Ungarn Marcel Breuer wurde am Bauhaus, wo er eine Tischlerausbildung machte, von Walter Gropius entdeckt. Er gilt als einer der bedeutendsten Architekten und Gestalter der Moderne.
Wie alles begann – kleine Geschichte der Designerstühle
Eames Plastic Side Chair – Everybody’s Darling
Es ist fraglich, wann der Hype um den allseits beliebten Eames Plastic Side Chair von Vitra wohl endet. Bisher ist es nicht absehbar. Der Entwurf aus dem Jahr 1948 ist der Klassiker unter den Designerstühlen schlechthin. Dieser erste Kunststoffstuhl, der in Serie hergestellt wurde, bildet mit den verschiedenen Sitzschalen und Untergestellen, die heute noch erhältlich sind, quasi eine Stuhlfamilie. Die am meisten gefragte Ausführung ist die Variante mit dem sogenannten Eiffelturmgestell. Die Drahtverstrebungen des Vierbein-Gestells geben ihr den Namen. Ganz offiziell heißt der Stuhl Dining-Side-Chair-Rode-Base (DSR).
Preis: ab ca. 400 Euro
Die Designer
Ray und Charles Eames trugen wesentlich zur Entwicklung des US-amerikanischen Nachkriegsdesigns bei. Ihre Entwürfe waren und sind Inspiration für nachkommende Designer:innen und werden in allen Designmuseen der Welt ausgestellt.
Stuhl 3100 – die Ameise
1951 entwarf der dänische Designer Arne Jacobsen die Ameise. Die Fertigungstechnik war damals äußerst modern, die Sitzflächen der Stühle und ihre taillierte Lehne wurden nämlich aus einem einzigen Stück Furnierholz gebogen. Typisch für die Ameise sind ihre drei Beine und die charakteristische Form. Ab 1955 produzierte der Hersteller Fritz Hansen ein Nachfolgemodell mit vier Beinen. Die Serie 7 ist ebenfalls bis heute weltweit ein Verkaufsschlager. Die dreibeinige Original-Ameise ist unter der Bezeichnung Ameise 3100 weiterhin erhältlich.
Preis: ca. 400 Euro
Der Designer
Noch bevor Arne Jacobsen sein Studium beendet hatte, gewann er 1925 auf der Pariser Weltausstellung eine Silbermedaille für einen Stuhlentwurf. Andere berühmte Sitzmöbel von ihm sind das „Ei“ und der „Schwan“.
Panton Chair – der Pop-Art-Stuhl
Der Panton Chair, ebenfalls vom Hersteller Vitra, war der erste aus einem Stück geformte Vollkunststoffstuhl. Mit seiner organischen Form und den kräftigen Farben traf er in den frühen 60er Jahren den Nerv der Zeit. Allerdings war das Herstellungsverfahren zu aufwändig. 1979 stellte Vitra die Produktion sogar ein. Die Nachfrage aber blieb. In den 1990er Jahren wurde eine neue Version aus Polypropylen entwickelt. Der Panton Chair wird heute in zwei Varianten, eine mit glänzender Oberfläche, die andere mit matter Oberflächenstruktur, angeboten.
Preis: ca. 180 bis 1.300 Euro je nach Ausführung
Der Designer
Verner Panton steht für organische Formen, kräftige Farben und modernste Technologie. Seine Lampen, Sitzmöbel, Textilien, Teppiche und auch Ausstellungsinstallationen wirken immer ein wenig futuristisch.
Wann ist ein Designerstuhl eine Fälschung oder ein Original?
Costes Armlehnstuhl – postmodernes Art déco
Um 1985 entwarf Philippe Starck den Costes Armlehnstuhl für das Pariser Café Costes. Der Costes, eine elegante Mischung aus Art déco und Postmoderne, fand schnell den Weg aus dem Café ins private Esszimmer. Charakteristisch sind die drei schlanken Beine, die an dem schwarzlackierten Stahlrohrgestell angebracht sind. Die Servicekräfte sollten nicht über ausladende Stuhlbeine stolpern. Die Originalvariante hat Sitzschalen in Mahagoni, seit 2006 werden sie vom Hersteller Driade auch in ebenholzfarbiger Eiche angeboten. Die Sitzkissen sind fest montiert und aus schwarzem Leder.
Preis: ca. 800 Euro
Der Designer
Der französische Designer Philippe Starck hat mehr als 10.000 Entwürfe geprägt, darunter Haushaltsgeräte, Spielzeug und Glaswaren. Demokratisches Design bedeutete für ihn, qualitativ wertige Massenprodukte individuellen Einzelstücken vorzuziehen.
Juli Chair – Kunsthandwerk trifft Industriedesign
Auch junge Designer:innen schaffen es ins Museum. Der Juli Chair von Werner Aisslinger (Hersteller Capellini) wurde etwa 1998 als erster Stuhl seit 1964 in die ständige Sammlung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen. Innovativ war Aisslingers Idee, Integralschaum, der zum Beispiel für Autolenkräder genutzt wird, für besseren Sitzkomfort zu verwenden. Mit den geschwungenen Plastikschalen und seiner skulpturalen Form ist das Design von der Avantgarde der 50er Jahre inspiriert. Benannt wurde der Juli Chair nach Aisslingers Sohn Julian.
Preis: ab ca. 500 Euro
Der Designer
Der Schwabe Werner Aisslinger lebt und arbeitet in Berlin. Sein besonderes Interesse gilt neuen Materialien und Technologien. Aufsehen erregt hat sein Loft-Cube, ein mobiler Wohnwürfel, der bei Bedarf zu einem neuen Wohnort transportiert werden kann.
Extra-Tipp
Frankfurter Stuhl – genial einfach
Der Frankfurter Stuhl wirkt wie der Prototyp eines Stuhls. Er ist einfach, praktisch, quadratisch, schön. Kein Wunder, dass er seit Mitte der 30er Jahre in fast allen Amtsstuben und in vielen Küchen stand. Einen unerwarteten Hype erfuhr der Stuhl noch einmal, als die berühmte Choreografin Pina Bausch ihn für ihr Tanztheater in Wuppertal bestellte. Auf dem Frankfurter Stuhl wurde getanzt und er wurde geworfen. Er war quasi ein Mitglied des Ensembles.
Preis: ca. 130 bis 200 Euro je nach Ausführung
Der Designer
Max Stoelcker, der Erfinder des Frankfurters, wollte keine Designerstühle, sondern einfach funktionale Stühle produzieren. Der Name „Frankfurter Stuhl“ ist nicht einmal geschützt. Es gibt ihn in vielen Varianten. Traditionshersteller ist Stoelcker.
Zeitlos modern
Die Anschaffung eines Designerstuhls kann eine Anschaffung fürs Leben sein. Designer:innen wie Marcel Breuer, Arne Jacobsen und Ray und Charles Eames gehören zu den wegweisenden Gestaltenden des 20. Jahrhunderts. Sie alle haben Klassiker entworfen, die noch heute berühmt und gefragt sind. Einige von ihnen konnten mit der Zeit weiterentwickelt werden, ohne ihren Charakter zu verlieren. Auch das ist ein Zeichen ihrer besonderen gestalterischen Qualität.