1. Herr Lieken, wie erkenne ich, dass ein Wein nicht richtig gelagert wurde?
An der Farbe, am Geruch und am Geschmack. Bei falscher Lagerung, zum Beispiel wenn ein Wein zu hohen Temperaturen ausgesetzt ist, färbt Wein sich braun. Dann schmeckt er fad, muffig und die Fruchtanteile werden überlagert. Ein bisschen wie modriges Trockenobst. Das riechst du auch. Und du siehst es vor allem im Glas. Wenn du solche Weine schwenkst, hinterlassen sie einen bräunlichen Rand im Weinglas. Das ist immer ein guter Hinweis auf falsche Lagerung.
2. Gibt es Unterschiede, wie Weiß-, Rosé- und Rotwein gelagert werden sollte?
Nein. Wichtig ist, dass sie kühl lagern. Als Faustregel gilt: Wer einen Wein lange lagern möchte, ist mit acht bis zwölf Grad gut beraten. Je kälter ein Weißwein lagert, desto länger hält er sich. Rotweine sind da etwas unempfindlicher. Entscheidend ist aber, dass die Temperatur bei der Lagerung konstant bleibt.
3. Welcher Mythos zum Thema Weinlagerung hält sich hartnäckig, ist aber Blödsinn?
Dass ein Wein nur dunkel gelagert werden kann, ist völliger Schwachsinn. Ein Wein muss kühl gelagert werden, das stimmt, und ohne direkte Einwirkung von Sonnenstrahlen. Wenn eine Flasche Tageslicht abbekommt, macht das aber nichts. Nur direktes UV-Licht ist schädlich. Wenn es kühl genug und die Temperatur weitestgehend konstant ist, kann ein Wein auch im offenen Küchenregal oder Kleiderschrank gut gelagert werden.
4. Was taugt ein Weinkühlschrank: Good Invest oder Geldverschwendung?
Zuhause ist ein Weinkühlschrank eine super Sache. Du kannst Weiß- und Rotweine je nach Produkt auf verschiedenen Klimazonen lagern oder auch direkt trinkfähig herunterkühlen. Wer sich wirklich mit Weinen befasst und Weine länger lagern möchte, dem empfehle ich einen Weinkühlschrank. Ich besitze selber zu Hause auch einen.
Diese Vorteile winken Amex Kund:innen im Fine Wine Club der Sansibar
Inhaber:innen einer Platinum Card zahlen nur 250 Euro Aufnahmegebühr (regulär: 500 Euro, Anm. d. Red.). Der monatliche Beitrag beträgt 75 Euro. Dafür bekommen Clubmitglieder folgende Vorteile:
- Einmal im Monat: Zusendung eines kuratierten Weinpakets inklusive ausführlicher Expertisen zu den einzelnen Weinen – erstellt von den Expert:innen des Clubs. Der Wert der Weine übersteigt die 75 Euro in der Regel.
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5. Und was ist mit offenen Weinen im normalen Kühlschrank?
Wer regelmäßig angebrochene Flaschen im Kühlschrank hat und Weinliebhaber:in ist, sollte sich als Wein-Gadget ein Coravin zulegen. Das ist ein Aufsatz, der durch den Korken durchsticht. So kannst du glasweise abzapfen. Ansonsten gilt: Immer den Verschluss wieder drauf machen, damit kein Sauerstoff an den Wein gelangt. Oxidierter Wein schmeckt nicht mehr.
6. Welche Weine sind überhaupt lagerfähig?
Lagerfähige Weine werden so gemacht. Im Rotweinbereich sind es die Tannine beziehungsweise die Gerbstoffe, die einen Wein lagerfähig machen. Bei Weißwein ist es die Säure und der Zuckergehalt. Je mehr ein Wein davon hat, desto lagerfähiger ist er.
Viele große Bordeauxweine sind anfangs zum Beispiel gar nicht trinkbar, weil sie so von Tanninen und Gerbstoffen überlagert sind. Im Laufe der Jahre bauen sich diese ab und der Wein wird trinkfähig. Und immer besser. Das gilt auch für Weißweine, gerade die Süßweine mit viel Zucker. Manche können bis zu 30 Jahre gelagert werden. Trockene Rieslinge circa zehn bis zwölf Jahre – danach schmeckt es nicht mehr.
7. Teilweise werden jahrhundertelang gelagerte Weine aber noch getrunken. Ist so ein Wein wirklich besser im Geschmack?
Besser ist so eine Sache. Es schmeckt einfach anders. Ich hatte mal die Gelegenheit, einen 1945er Pétrus zu probieren. Der war echt gut. Normalerweise glaube ich aber nicht, dass ein Wein nach über 30 Jahren noch besser wird. Dafür habe ich auch einfach schon genug Weine aus den 70ern und 80ern getrunken, die mir nicht geschmeckt haben.
Das läuft wie flüssiger Honig aus der Flasche. Einige lieben es, andere hassen es. Das muss man für sich ausprobieren. Mir fehlen da oft die Fruchtnoten und die Varianz im Geschmack. Ist für mich wie alter Traubensaft. Im Weißweinbereich gefallen mir meist sechs bis acht Jahre gelagerte Weine – je nach Talent des Winzers. Alles darüber hinaus ist nicht meine Welt.
Diese Weißweine schmecken jetzt und in zehn Jahren
- Rheinhessen: Das Weingut Klaus Peter Keller in Flörsheim-Dalsheim macht tolle lagerfähige Weißweine.
- Mosel: Die Weine des Weingutes J.J. Prüm, unter Kenner:innen auch als „Godfather of Riesling” bezeichnet, sind berühmt für ihre Lagerfähigkeit.
- Rheingau: Robert-Weil-Weine können ebenfalls lange gelagert werden.
8. Kippt günstiger Wein schneller als teurer?
Nein. Beide kippen bei falscher Lagerung. Im Gegensatz zu teuren Weinen sind günstige aber meist sowieso nicht für die lange Lagerung angelegt und dadurch schon weniger haltbar. Alles, was jung, frisch und knackig getrunken werden soll, eignet sich nicht für die Lagerung. Man nehme zum Beispiel den typischen Lieblingssommerwein oder einen günstigeren Gutswein vom Weingut. Solche Weine sind für den direkten Genuss konzipiert.
Weinfehler Kork
9. Warum lagern Weine immer liegend?
Damit der Korken feucht bleibt. Wenn der Korken trocken ist, zieht er sich zusammen. So steigt das Risiko, dass der Wein Luft bekommt und oxidiert. Ein guter Korken – also nicht aus Presskork oder billigem Kork – hält sich so 30 bis 35 Jahre ohne Probleme. Ich finde, ein Wein reift nur schön mit Korken. Andere sagen, es geht auch mit Drehverschluss. Mir fehlt da etwas. Viele Winzer:innen testen bei ihren großen Gewächsen auch beide Varianten.