Das Fahrrad zum E-Bike umrüsten – die smartesten Lösungen

Nahaufnahme eines elektrischen Mountainbikes
Redaktion AMEXcited
Redaktion AMEXcited
Der Berg ist lang, der Berg ist hart. Die Oberschenkel glühen, und im Kopf brennt sich eine Frage fest, mit jedem Tritt in die Pedale immer stärker: Warum. Habe. Ich. Eigentlich. Kein. E-Bike? Aber noch ein weiteres Fahrrad? Lässt sich das vorhandene nicht einfach zum E-Bike umrüsten? Eigentlich ist mein Drahtesel perfekt, es fehlt nur ein gelegentlicher Push am Berg oder während der Fahrt zum Termin – um dort auch ohne Schweißperlen anzukommen. Ja, das ist möglich! Alles über smarte Tuning-Kits und wie der E-Bike-Umbau funktioniert.
  1. Unterschied: E-Bike vs. Pedelec
  2. Heckantrieb? Frontantrieb? Oder die goldene Mitte?
  3. Möge der Umbau beginnen
  4. Die interessantesten Hersteller
  5. Add-e: Völlig von der Rolle…
  6. Volle Kraft voraus!

Unterschied: E-Bike vs. Pedelec

Gute Nachrichten: Prinzipiell ist fast jedes Fahrrad für die nachträgliche Elektrifizierung geeignet. Dafür benötigst du einen Motor, einen Sensor, eine Bedieneinheit und einen Akku. Je nach Umbau-Kit kannst du die Umrüstung mit etwas handwerklichem Geschick selbst vornehmen. Traust du dir den Umbau nicht zu, gibt es auch viele Fachbetriebe, die diese Aufgabe übernehmen.

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Voraussetzungen für den Umbau

Um herauszufinden, ob etwas gegen einen Umbau spricht, gibt es eine Faustregel. Die Fachleute des Umbau-Profis Binova aus Dresden geben an: Das Fahrrad sollte maximal fünf Jahre alt sein und eine Laufleistung von 10.000 Kilometern nicht überschreiten. Ältere Räder sollten besser nicht nachträglich elektrifiziert werden. Bei einem modernen Fahrrad mit hochwertig verarbeitetem Rahmen aus guten und ausreichend dickwandigen Bauteilen sowie mit guten Bremsen eines Markenherstellers stellt das Umrüsten hingegen kein Problem dar. Dabei spielt es weniger eine Rolle, ob der Rahmen aus Stahl, Aluminium oder Kohlefaser besteht.

Mechaniker schraubt an Fahrrad

Was allgemein als E-Bike bezeichnet wird, ist eigentlich ein Pedelec. E-Bikes werden allein durch einen Motor angetrieben, das Pedelec hingegen wird nur beim Treten und nur bis maximal 25 km/h elektrisch unterstützt. Beim sogenannten S-Pedelec reicht die Unterstützung bis 45 km/h. Dann werden aber unter anderem ein Versicherungskennzeichen und ein Führerschein der Klasse AM nötig und der Radweg ist tabu. Echte E-Bike-Motoren haben doppelt so viel Power wie die von Pedelecs (500 Watt statt 250) und sind meist mit einem Gashebel ausgestattet. Hier arbeitet der Motor auch ohne dass der oder die Fahrende in die Pedale tritt.

Aufgrund der leistungsstarken Motoren gilt für S-Pedelecs und echte E-Bikes eine Helmpflicht. Das normale Pedelec gilt hingegen als Fahrrad, deshalb besteht dort keine Helmpflicht. Unser Tipp: trotzdem besser aufsetzen.

Fahrrad zu E-Bike umbauen — Pro und Kontra

Vorteile
  • kein zweites/neues Fahrrad nötig
  • smarte Alternative zum klassischen E-Bike
  • volle Funktionalität wie bei einem vollwertigen E-Bike
Nachteile
  • nicht jedes Fahrrad ist für einen Umbau geeignet
  • je nach Position des Motors durchaus aufwändig
  • die ursprüngliche Garantie des Fahrrads erlischt

Einbau der Komponenten

Der Motor kann an drei Positionen eingebaut werden: an der Vorderachse, an der Hinterachse oder in der Mitte am Tretlager. Jede Position hat Vor- und Nachteile — in puncto Fahrgefühl, Aufwand, Kosten und Sicherheit.

Der Akku landet je nach Hersteller mal unter dem Gepäckträger, mal als Kasten oder Tasche am Rahmen, oder er tarnt sich als Getränkeflasche. Die Kabel zwischen den einzelnen Bauteilen laufen außen am Rahmen entlang und werden mit Klemmen und Kabelbindern befestigt.

Ein Umbau ist bereits für weniger als 1.000 Euro umsetzbar, kann aber auch leicht das Doppelte kosten, je nachdem, wo der Motor verbaut wird. Eine Montage am Tretlager ist meist die teuerste Lösung.

Je nach Fahrrad scheiden einige Einbaumöglichkeiten von vornherein aus. Bei Leichtbaurädern etwa kann die zusätzliche Belastung durch einen Frontmotor zu Rissen oder gar zum Bruch der Gabel führen. Bei Fullys (vollgefederte Räder) ist das Rahmendreieck oft nicht so stabil wie bei Hardtails (Starrrahmen). Hier kann ein Hinterrad-Nabenmotor für Probleme sorgen.

Fahrrad mit eingebautem Motor und Akku

Heckantrieb? Frontantrieb? Oder die goldene Mitte?

Der Heckmotor

Die meisten Fahrräder werden über einen Motor an der Hinterachse nachträglich elektrifiziert. Grund: Der Rahmen kann hier die zusätzliche Belastung am besten tragen, denn die Stabilität ist wegen der verbauten Antriebseinheit ohnehin besonders hoch: Dort, wo die Kräfte von der Antriebseinheit auf das Antriebsrad gegeben werden, muss der Rahmen am stabilsten gebaut sein.

Das Fahrgefühl nach dem E-Bike-Umbau ist ausgewogen und die „Gasannahme“ wirkt sehr direkt, ganz ähnlich wie beim Auto. Zahnrad und Ritzel werden weniger beansprucht als von einem Mittelmotor. Wer sportlich unterwegs ist, hat an dieser Variante den meisten Spaß. Aber Vorsicht: Ist das Rad mit einer Rücktrittbremse ausgestattet, ist der Einbau am Hinterrad nicht möglich.

Der Frontmotor

Der Motor am Vorderrad ist eine besonders einfache Alternative. Für fast jeden Achsstandard und jede Gabel findet sich ein passender Motor, teilweise sogar schon fertig eingespeicht. Dann wird das Vorderrad einfach komplett ausgetauscht. Nur noch die Kabel verlegen, den Akku unterbringen, und fertig ist die E-Bike-Umrüstung. Nachteil: Leichtbau-Gabeln können unter dem zusätzlichen Gewicht brechen. Und das Fahrgefühl ist etwas träge wegen des zusätzlichen Gewichts.

Der Mittelmotor

Für die perfekte Gewichtsverteilung arbeitet der Elektromotor in der Mitte des Fahrrads direkt am Tretlager. Dann geht seine Power auf dieselbe Art und Weise ins Antriebssystem über wie beim normalen Treten. Mittelmotoren verschwenden dank ihrer effizienten Kraftübertragung auch deutlich weniger Energie als die Alternativen am Vorder- oder Hinterrad. Die Rücktrittbremse funktioniert weiter, Gabel und Lenkung bleiben unbeeinflusst. Das Fahrgefühl ist perfekt. Alles wie immer, nur schneller. Die goldene Mitte also. Aber: Dies ist auch die mit Abstand komplizierteste und kostenintensivste Einbauart.

Mann arbeitet an Tretlager eines Fahrrads

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Möge der Umbau beginnen

Für den Einbau eines Motors an der Hinterachse und am Tretlager benötigen selbst erfahrene Fahrradmechaniker:innen rund drei bis fünf Stunden. Soll das Fahrrad von einem Fachbetrieb in ein E-Bike verwandelt werden, muss die nötige Expertise natürlich bezahlt werden. Dafür wird aber auch das Ergebnis professionell sein.

Einen Frontmotor können auch technische Laien meist selbst einbauen. Ansonsten gilt auch hier: Lieber die Zeit sparen, eine Werkstatt beauftragen und das neue alte Fahrrad ein paar Stunden später fix und fertig samt Garantie wieder abholen. Manche Hersteller (z. B. Senglar) haben sehr komfortable Angebote mit festen Umrüstpauschalen.

Die interessantesten Hersteller

Viele Anbieter und Hersteller bieten derzeit Nachrüstmöglichkeiten. Die Szene ist allerdings extrem in Bewegung, manche innovativen Ideen und Marken sind daher auch schnell wieder verschwunden.

Bafang aus China zum Beispiel hat eine große Auswahl an Heck- und Frontmotoren für den E-Bike-Umbau im Programm, bis hin zu 500 Watt Powermaschinen, die aus dem Pedelec ein S-Pedelec oder ein tatsächliches E-Bike machen. Bafang-Artikel werden von vielen namhaften Fahrradherstellern ab Werk verbaut. Preis für ein Umbau-Kit: ab etwa 500 Euro.

Binova mit Sitz in Dresden kümmert sich im direkten Kundenkontakt um die Umrüstung. Interessierte stellen eine Anfrage über die Website, schicken ein Foto ihres Fahrrads per E-Mail und erhalten einen individuellen Umbauvorschlag. Vom Lastenrad über das Mountainbike bis zum Brompton-Klappkultklassiker bekommt hier jeder sein Watt weg. Auch fertige Räder hat das Unternehmen im Programm (ab 2.400 Euro).

Fahrrad wird von Fachperson aufgerüstet

Pendix bietet einen Mittelmotor für den Umbau des Tretlagers mit drei Akkuvarianten. Für die Anbringung des Akkus gibt es mehrere Möglichkeiten. Er kann unter anderem am Trinkflaschenhalter sitzen. Preise dieser besonders stylishen Lösungen: ab ca. 1.500 Euro.

Senglar bietet Nabenmotoren als fertig eingespeichte Räder an. Sogar Handbikes können damit nachgerüstet werden. Mit Preisen ab 870 Euro pro Umbausatz liegen die Weinheimer im mittleren Preissegment. Die Akkus werden wahlweise im Trinkflaschenhalter, in der Sattelstütze oder am Gepäckträger befestigt. Der Umbau wird auf Wunsch direkt vor Ort zum Pauschalpreis von 199 Euro erledigt.

Weitere Hersteller und Produkte

Neben den bereits genannten gibt es viele weitere Hersteller und Produkte, die beim E-Bike-Umbau helfen. Zum Beispiel:
  • Ebike Solutions (EBS)
  • ELFEi
  • GeoOrbital
  • Heinzmann
  • Leon Cycle
  • Sfeomi
  • SFM eSolution
  • Superpedestrian

Add-e: Völlig von der Rolle…

Einen haben wir noch: Denn eine im Wortsinn „besondere Rolle“ nimmt das System Add-e ein. Das in Österreich entwickelte Nachrüst-Set besteht aus einem Reibrollenmotor, der an der Gepäckträgeraufnahme montiert wird und von außen den Reifen antreibt. Also ähnlich wie der altbekannte Klapp-Dynamo von früher, nur genau umgekehrt.

Zur Wahl stehen 250 und 600 Watt. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Rad Rücktritt oder Kettenschaltung hat, ein Fully, Hardtail oder Klapprad ist, mit Kette oder Zahnriemen arbeitet. Auch, was das Gewicht betrifft, ist Add-e außergewöhnlich. Das ganze System wiegt je nach Leistung nur zwischen 900 Gramm und 2,3 Kilogramm — inklusive Akku. Die Preise beginnen bei etwa 1.000 Euro. Die Firma Rubbee bietet ein ähnliches System an.

Volle Kraft voraus!

Wer ein gut gepflegtes, stabiles Fahrrad besitzt, kann es in der Regel auch zum E-Bike umrüsten. Doch das System will mit Bedacht gewählt sein. Wer Hochleistung mit Heck- oder Mittelmotorantrieb möchte, braucht für den Umbau mehr Zeit und Skills. Komplexe Systeme und ausgefuchstes Hightech sollten Fachleute einbauen. Dann gelingt das Umrüsten in jedem Fall.

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