- Gründung 1919: O. W. Bentley setzt auf eigene Autos
- Ab 1931: Zwilling von Rolls-Royce
- Nach dem Krieg: Jahrzehnte der Parallelproduktion
- Inhaberwechsel 1998: VW greift tief in die Tasche
- Bentley heute: Die aktuellen Modelle
- Zukunftsausblick: So geht es bei Bentley weiter
Gründung 1919: O. W. Bentley setzt auf eigene Autos
Im Jahr 1919 hatte Walter Owen Bentley keine Lust mehr, wie bisher mit Autos der französischen Marke DFP zu handeln: Der passionierte Rennfahrer, der bereits einige Erfolge auf der Rennstrecke vorzuweisen hatte, wollte sein eigenes Ding machen. Also gründete er die Bentley Motors Ltd. in London, die Chassis für noble und sportliche Fahrzeuge produzierte und die ersten dieser Edelkutschen 1921 auslieferte.
Doch trotz solider Verkaufszahlen des zunächst einzigen Modells Bentley 3 Litre kam sein Unternehmen finanziell nicht wirklich auf die Beine. Auch der Produktionsbeginn des großen Bentley 8 Litre, von dem zwischen 1930 und 1932 insgesamt 100 Exemplare entstanden, und mehrere monetäre Hilfsaktionen des Rennfahrers Woolf Barnato halfen nichts: Das Unternehmen musste Mitte 1931 Konkurs anmelden.
Über ein bis dahin noch unbekanntes Unternehmen schlug ausgerechnet Rivale Rolls-Royce beim gerichtlich überwachten Verkauf des Unternehmens zu. Gründer Bentley arbeitete noch bis zur Schließung der Bentley-Rennabteilung 1935 im Unternehmen, ehe er für Lagonda und Aston Martin tätig wurde.
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Ab 1931: Zwilling von Rolls-Royce
Bis Herbst 1932 produzierte das Unternehmen noch Fahrzeuge aus Restbeständen bisher verwendeter Bauteile; in den Folgejahren entstanden nur noch Autos, die im Kern baugleich mit Rolls-Royce Modellen waren und sich nur in wenigen äußerlichen Details unterschieden.
Die Zwei-Marken-Strategie war sinnvoll: Bentley galt als sportliche Oberklasse, während sich Rolls-Royce einen Ruf als luxuriösere der beiden Marken gemacht hatte. Der erste von Rolls-Royce entwickelte Bentley war der 3 ½ Litre, der von 1933 bis 1937 ausgeliefert und vom Bentley 4 ¼ Litre abgelöst wurde.
1939 kam mit dem Bentley Mark V ein weiteres unter der Ägide von Rolls-Royce entwickeltes Modell auf den Markt. Unter der Haube steckte das 4,3-Liter-Triebwerk aus dem Rolls-Royce Wraith. Vom Grundmodell entstanden letztlich jedoch nur elf Stück – der Zweite Weltkrieg machte alle Pläne zunichte.
Better safe than sorry
Nach dem Krieg: Jahrzehnte der Parallelproduktion
Auch nach dem Krieg blieb Rolls-Royce der Politik parallel verkaufter, nahezu baugleicher Modelle treu. Mit dem ab 1952 produzierten Bentley R-Type und dessen sportlichen Ablegern kam erstmals der Zusatz „Continental“ ins Spiel – mutmaßlich, weil höhere Geschwindigkeiten nur auf dem Kontinent möglich beziehungsweise erlaubt waren.
Fast identisch waren auch der Rolls-Royce Silver Cloud und der neue Bentley S-Type, die ab 1955 entstanden. 1965 folgten die Schwestermodelle Silver Shadow und T-Type. Erstmals verfügte ein Bentley über eine selbst tragende Karosserie und Scheibenbremsen. Bis 1980 lief das Modell vom Band, auch in einer Version mit längerem Radstand.
Mit dem ab 1980 gefertigten Mulsanne, der dem Rolls-Royce Silver Spirit stark ähnelte, betrat die Marke schließlich die Neuzeit. 1982 folgte die Turbo-Version, die ihr eine Abgrenzung zu Rolls-Royce ermöglichte: Hier stand die Sportlichkeit im Vordergrund. Diesem Anspruch wurde ab 1985 auch der Turbo R gerecht, der die Weichen auf Erfolg stellte. Die Verkaufszahlen schnellten in die Höhe, das Modell wurde bis 1997 gebaut.
Inhaberwechsel 1998: VW greift tief in die Tasche
Zu dieser Zeit interessierten sich zwei große Unternehmen aus Deutschland an der britischen Luxusmarke: BMW und VW. Die Wolfsburger bekamen schließlich den Zuschlag – für 1,44 Milliarden Mark, also etwa 736 Millionen Euro: kein Schnäppchen in einer Zeit, in der andere weltbekannte Marken wie Maserati für symbolische Beträge den Besitzer wechselten.
Unter dem Dach von VW wurde die Modellpalette sortiert. Für den Ende der 1990er eingeführten Arnage gab es keinen direkten Nachfolger, die neuen Stars waren das Modell Continental (Coupé) und Continental Flying Spur (Limousine).
Der ab 2010 produzierte Turbo R-Erbe, der den sportlichen Aspekt noch stärker betont, erhielt wieder den Namen „Mulsanne“. Mit einer Länge von bis zu 5,83 Metern war er fortan das Nonplusultra des Hauses: In der Speed-Version mit 527 PS sprintet die mehr als 2,5 Tonnen schwere Limo in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.
Der zweitürige Bentley Brooklands rollte noch bis 2007 aus den Werkshallen in Crewe. Auch das Cabrio Azure fiel der Bereinigung des Portfolios zum Opfer. Seit 2021 gehört Bentley innerhalb des Konzerns zur Audi-Gruppe, die für die besonders sportlichen Quattro-Modelle zuständig und damit für Bentley keine schlechte Anlaufstelle ist.
Mit Kutschen fing es an: Die Mulliner-Betriebe
Auf der Überholspur – auch im Mietwagen
Bentley heute: Die aktuellen Modelle
Continental GT, Flying Spur, Bentayga: Im Herbst 2022 bewirbt Bentley offiziell drei Modelle. Das erste ist das aktuelle Coupé der Marke, das als GTC auch mit offenem Dach gefertigt wird. Die britische Interpretation der Luxuslimousine ist der Flying Spur, der seit 2013 für eine bessere Abgrenzung zum Coupé nicht mehr den Namen „Continental“ trägt.
Der 2016 eingeführte Bentayga war der erste SUV der Marke. Er steht für einen gewissen Bruch mit den Traditionen, was damals zu einiger Skepsis führte. Zudem teilt er sich das Chassis mit dem Audi Q7, also mit einem Volumenmodell. Doch der Über-SUV entwickelte sich schnell zum Verkaufsschlager der Marke.
Dreimal B: Mehr Platz im Bentayga, Sondermodelle Bacalar und Batur
In der ersten Jahreshälfte 2022 präsentierte Bentley eine Version des Bentayga mit verlängertem Radstand „EWB“ („Extended Wheel Base“). Damit ist der SUV 5,32 Meter lang, wobei die zusätzlichen 180 Millimeter den Passagieren auf den hinteren Plätzen zugutekommen. Dort ist nun Platz für Rücksitze, die in 22 Stufen verstellbar sind und sich um bis zu 40 Grad neigen lassen.
Erwähnenswert ist auch das Über-Cabrio Bacalar, das in lediglich zwölf Exemplaren produziert wurde – nicht gerade ein Serienmodell. Für die Karosserie zeichnet das in den 1950ern erworbene, darauf spezialisierte Unternehmen Mulliner verantwortlich. Zur exklusiven Ausstattung gehören unter anderem Intarsien aus 5.000 Jahre altem Holz und Lack aus Reisschalenasche.
Batur: Irgendwie anders, dieser Bentley
Ende August 2022 stellte Bentley der Weltöffentlichkeit das auf 18 Fahrzeuge limitierte Coupé Batur vor. Seine Merkmale: bulliger Unterbau mit Radhäusern, die fast bis zur Oberkante der Haube reichen, dazu ein steiler, von zwei schmalen und nach hinten gezogenen Scheinwerfern flankierter Reisengrill – und ab der Fensterlinie ein fast filigranes Coupé-Dach mit extrem flacher Windschutzscheibe. Ein wirklich extremes Auto, selbst für eine so extreme Marke wie Bentley.
Für den Antrieb sorgt der bekannte W12-Motor mit 740 PS und 1.000 Newtonmetern Drehmoment. Batur ist übrigens der Name eines Vulkans in Indonesien... Der Preis beträgt etwa zwei Millionen Euro; die Auslieferung der längst vergebenen Einzelstücke soll 2023 beginnen.
Zukunftsausblick: So geht es bei Bentley weiter
Laut Bentley gibt der Batur auch einen Ausblick auf die künftige Designsprache der Marke. Das erste vollelektrische Modell wird für 2025 erwartet, wahrscheinlich als SUV oder Crossover. Von bis zu 1.400 PS ist die Rede, die den Sprint von null auf 100 in weniger als zwei Sekunden ermöglichen sollen. Ab 2026, so der Plan, stehen nur noch teil- oder vollelektrische Modelle im Verkaufsraum.
Bis heute gehen Innovation und Tradition bei Bentley eine perfekte Verbindung ein: Der sportliche Kern der altehrwürdigen Marke wird gepflegt und gleichzeitig in die elektrische Zukunft überführt, ohne ihren Kern zu verändern.