- Von zwei über drei auf vier Räder: Carlo Abarth
- Wahre Größe mit den Kleinsten zeigen
- Nach 22 Jahren: Fiat erwirbt Abarth & C.
- Wiederbelebung in den 2000er-Jahren
- Stolz auf alte Zeiten: Die aktuellen Abarth-Modelle 595 und 695
- Auf in die Zukunft: Das neue Abarth-Elektroauto
- Abarth: In der Kürze liegt die Würze
Von zwei über drei auf vier Räder: Carlo Abarth
Als Carlo Abarth 1949 gemeinsam mit Armando Scagliarini in Bologna die Firma Abarth & C. gründete, blickte er bereits auf ein im wahrsten Sinne bewegtes Leben zurück. Mit Erfolgen im Motorrad- und Seitenwagensport hatte er sich einen Namen gemacht; sein Rennen gegen den Orientexpress über 1.370 Kilometer im Jahr 1934 wurde schnell zur Legende.
Ab 1949 machte er sich dann an die Konstruktion von kleinen, aber kraftvollen Sportwagen. Als Grundlage dienten zunächst die vom insolventen Unternehmen Cisitalia übernommenen Rennfahrzeuge, in dem er zuletzt die Sportabteilung geleitet hatte.
Dabei konzentrierte er sich jeweils auf das Chassis und den Motor, die Karosserien kamen von verschiedenen Spezialisten wie Bertona, Colani, Ghia oder Pininfarina. Im Zentrum des Markenlogos stand der Skorpion, sein Sternzeichen.
Die erste Eigenkreation war der 204 A Roadster auf Basis des Fiat 1100. Zu den frühesten bekannteren hauseigenen Konstruktionen zählen der Fiat Abarth 750 GT Zagato von 1956 und der Fiat Abarth 1300 Scorpione (gebaut von 1969 bis 1971).
Außerdem machte Abarth Modelle von Fiat, Simca und Alfa Romeo für Rennen fit. Wie hochwertig seine mobilen Kreationen waren, zeigt die Riege namhafter Fahrer, die für den hauseigenen Rennstall arbeiteten, darunter Johann Abt, Kurt Ahrens und Walter Röhrl.
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Wahre Größe mit den Kleinsten zeigen
Eine ganz besondere Verbindung bestand ab 1957 zwischen Carlo Abarth und Fiats Kleinstem – dem Fiat 500, der im gleichen Jahr auf den Markt kam. Dabei ging es dem Autoschöpfer nicht darum, absolute Maximalwerte zu erreichen: Ihn reizte es, möglichst viel aus ziemlich wenig herauszuholen. Dafür war der zunächst als Fiat Nuova 500 vermarktete Winzling genau das richtige Fahrzeug.
Auf Basis des Fiat 500 entstanden ab 1957 gepimpte Versionen, unter anderem der legendäre, nur knapp über drei Meter lange Flitzer Fiat Abarth 595. Den namensgebenden 595 Kubikzentimetern Hubraum entlockte Abarth 27 PS, die für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometer pro Stunde reichten. Das Leergewicht betrug nicht einmal eine halbe Tonne – zum Vergleich: Die Basisversion von Fiat hatte 13 PS.
Ebenfalls zu Berühmtheit gelangten eine Reihe auf Basis des Fiat 600 erschaffenen Abarth-Versionen: der Fiat Abarth 695, deren Leistung bis zu 38 PS betrug, der Fiat Abarth 850 mit bis zu 53 PS sowie der Fiat Abarth 124 Spider und das Modell 131. Sehr erfolgreich war Abarth auch mit der Produktion von Sportauspuffen, die jeder noch so biederen Familienkutsche einen Hauch Rennsportfeeling verliehen.
Abarth saß immer wieder selbst am Steuer seiner Kreationen – mitunter, um auf Rekordjagd zu gehen. Dafür war ihm jedes legale Mittel recht: So soll er Mitte der 1960er-Jahre für einen Beschleunigungsrekord mithilfe einer Apfeldiät 30 Kilogramm abgenommen haben.
Nach 22 Jahren: Fiat erwirbt Abarth & C.
1971 trennte sich Abarth von seinem Unternehmen und verkaufte es an Fiat – also an das Unternehmen, dessen Fahrzeuge mehr als ein Jahrzehnt lang die wichtigste Grundlage für seine Kreationen bildeten und dem er darum eng verbunden war. Daraus machten die Italiener, tja, irgendwie nicht so viel. Zumindest nichts in Serie.
Die langjährig produzierten Abarth-Basismodelle liefen aus, und die Nachfrage nach mehr Hubraum und größeren Fahrzeugen stieg. Nach vielen Jahren mit bis zu 600 Abarth-Siegen in der Welt des Motorsports war somit die Expertise des Unternehmens in der Sportabteilung von Fiat zwar noch vorhanden, aber es gab keine Straßenmodelle mehr.
Wiederbelebung in den 2000er-Jahren
Die Lage änderte sich erst 2007: Seit diesem Jahr nutzt Fiat den traditionsreichen Namen wieder für besonders sportliche Modelle aus dem eigenen Hause und verkauft sie unter dem Namen Abarth. Den Auftakt machte der Abarth Grande Punto, der aus 1,4 Litern Hubraum 155 PS herauskitzelte und von 2007 bis 2010 zu haben war. In der Version Esseesse standen dem Fahrer sogar 180 PS zur Verfügung.
Die Neuauflage des Fiat 500 sah Fiat dann als Verpflichtung, auch für dieses Modell an die Tradition des Urahns anzuknüpfen: Ab 2008 standen bereits im Einstiegsmodell Abarth 500 135 PS zur Verfügung, während die Topversion Abarth 500 Esseesse ab 2009 mit 160 PS aufwartete.
Weitere Modelle mit historischen Bezeichnungen wie Abarth 595 und Abarth 695 riefen den 1979 verstorbenen Carlo Abarth der Fangemeinde in Gedächtnis und legten den Grundstein für eine neue Epoche gefragter Modelle. Das blieb auch so, als Fiat/Chrysler 2021 mit der französischen Groupe PSA (Peugeot, Citroën) zum Konzern Stellantis fusionierte.
Porsche meets Abarth: Der 356 Carrera GTL Abarth
Das Ergebnis war einer der schönsten und filigransten Sportler dieser Zeit, der 356 Carrera GTL Abarth – 13 Zentimeter kürzer und zwölf Zentimeter schmaler als das Original. Die Verarbeitung soll nur mittelmäßig gewesen sein, doch bei einem Preis von 6.200 Dollar waren die Autos schnell verkauft.
Stolz auf alte Zeiten: Die aktuellen Abarth-Modelle 595 und 695
Seit dem Wegfall des Punto hat sich Abarth vollständig auf den Fiat 500 als Basisfahrzeug konzentriert. Neben den Standardversionen Abarth 595 (165 PS) und Abarth 695 (180 PS) sind in den letzten Jahren diverse Sondereditionen auf den Markt gekommen, die als 695 Tributo 131 Rally oder 695 Esseesse mit verstellbarem Spoiler an die erfolgreichsten Zeiten im Motorsport erinnern. Sie sind aktuell allerdings – ebenso wie die Basisversionen – nur begrenzt zu bekommen (Stand: November 2022).
Better safe than sorry
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Auf in die Zukunft: Das neue Abarth-Elektroauto
Der Mutterkonzern Stellantis hat es eilig mit der Elektrifizierung von Abarth: Ab 2024, so der im Sommer 2021 verkündete Plan, sollen nur noch elektrische Modelle zu haben sein. Im November 2022 präsentierte das Unternehmen zum Start den Abarth 500e Scorpionissima – eine limitierte Sonderedition mit maximal 1.949 Fahrzeugen.
Der neue, in Acid Green oder Poison Blue gehaltene Flitzer basiert auf der seit 2020 erhältlichen E-Version des Fiat 500; mit seinen gut 113 Kilowattstunden (entspricht 155 PS) beschleunigt er in sieben Sekunden von null auf 100. Um die Leistung bestmöglich auszuschöpfen, sind drei Fahrmodi an Bord: Turismo, Scorpion Street und Scorpion Track.
Der Soundgenerator imitiert den klassischen Klang des Abarth-Motors. Außerdem band die Marke die Community mit ein und ließ sie über den Klang abstimmen, der auf Wunsch beim Erreichen von 20 Kilometer pro Stunde erklingt: Gegen „Next Track“ setzte sich der angeblich an Gitarrenriffs erinnernde Sound „Roch’n’Roar“ durch.
Auf der Überholspur
Abarth: In der Kürze liegt die Würze
Klein, schnell und eine Klasse für sich: Hunderte Rennsiege sprechen eine deutliche Sprache; Carlo Abarth erschuf in kurzer Zeit eine Marke mit einem ganz klaren Profil, das noch heute, mehr als 70 Jahre nach der Firmengründung, eine junge, eingeschworene Fangemeinde begeistert. Beim Kart-artigen Handling des Autos kann allenfalls ein Mini mithalten, und die minimalistischen Abmessungen machen die Abarth-Renner zu alltagstauglichen Stadtflitzern, was man von den ausladenden Boliden wie Bugatti oder Ferrari wirklich nicht behaupten kann. Ein Alleinstellungsmerkmal, das Abarth-Eigner Stellantis sicher auch in Zukunft behutsam pflegen wird.