- Künstliches Hackfleisch züchten – das klappt bereits
- So entsteht Hackfleisch im Labor
- Fleisch aus dem Labor: Viele offene Fragen
- Clean Meat: Ist Laborfleisch nachhaltiger?
- In-vitro-Fleisch ist noch nicht massentauglich
- FAQ: Häufige Fragen und Antworten
Künstliches Hackfleisch züchten – das klappt bereits
Die Vorstellung mag auf viele Menschen zunächst befremdlich wirken: ein Steak auf dem Teller, das aus Stammzellen von Kühen in einer Nährlösung gezüchtet wurde. Und ein Burger-Patty aus im Labor gewachsenen Muskelfasern, die gewürzt, eingefärbt und mit ebenso im Labor gezüchteten Fettzellen gemischt werden.
Doch angesichts der Bedingungen der Massentierhaltung und der weltweiten Lebensmittelknappheit ist es auf jeden Fall eine verlockende Idee, künstliches, ohne Tierquälerei produziertes Fleisch demnächst in verschiedenen Varianten in den Kühltruhen der Supermärkte zu finden.
Heute ist es noch nicht so weit. Wer aus ethischen Gründen auf Fleisch verzichten will, muss also zu vegetarischen Ersatzprodukten greifen. Doch in nicht allzu ferner Zukunft dürfte das sogenannte In-vitro-Fleisch Marktreife erlangt haben. Forscher:innen ist es bereits gelungen, Hackfleisch in der Petrischale zu züchten. Die Herstellung künstlicher Steaks ist aufgrund der komplexeren Struktur allerdings schwieriger.
So entsteht Hackfleisch im Labor
Um Hackfleisch im Labor herzustellen, benötigen Forscher:innen Stammzellen, die sie dem Muskelgewebe von Tieren entnehmen. Früher stammten diese Zellen von Schlachtvieh, heute lassen sie sich per Biopsie weitgehend schmerzfrei aus lebenden Tieren extrahieren. In einer Nährlösung vermehren sie sich und verbinden sich zu Muskelfasern.
Damit sich die Fasern ähnlich wie beim Muskelwachstum eines Tieres entwickeln, werden sie teilweise elektrischen oder mechanischen Reizen ausgesetzt. Zum Schluss vermischen die Wissenschaftler:innen die Muskelfasern mit Fettzellen, die ebenfalls im Labor gezüchtet wurden. So erhalten sie ein Produkt, das herkömmlichem Fleisch bestmöglich ähnelt.
Fleisch aus dem Labor: Viele offene Fragen
Nach den derzeitigen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) sollte konventionelles Fleisch in einem ausgewogenen Speiseplan nur einen Randaspekt einnehmen. Gerade rotes Fleisch sollte aus gesundheitlichen Gründen nur in kleinen Mengen verzehrt werden und der Hauptanteil der Ernährung aus pflanzlichen Produkten bestehen.
Wie ein empfehlenswertes Verhältnis bei synthetischem Fleisch aussehen könnte, ist noch nicht klar. Denn es gibt schlichtweg keine Untersuchungen, ob sich die Umstellung positiv auf die Gesundheit auswirken könnte, also beispielsweise das Risiko für Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert, das bei herkömmlichem Fleisch besteht.
Good to know
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Vorstellbar wäre, dass kultiviertes Fleisch dazu beiträgt, dass weniger multiresistente Krankheitserreger entstehen, weil sich bei der Herstellung weitgehend auf Antibiotika verzichtet ließe. Laut Verbraucherzentrale werden allerdings bisher auch bei der Produktion von Laborfleisch Antibiotika eingesetzt, um die Zellkulturen vor Infektionen zu schützen.
Die für viele wichtigste Frage ist sicherlich: Wie schmeckt künstliches Fleisch überhaupt? Die Antwort: Da es sich bei den Zellen um echte tierische Zellen handelt, wird das fertig entwickelte Produkt vermutlich ähnlich wie konventionelles Fleisch schmecken und an die Konsumentenwünsche angepasst sein. Denn Geschmack und Konsistenz des Produkts lässt sich in der Massenproduktion voraussichtlich beeinflussen.
Laborfleisch essen: Für die meisten unvorstellbar
Clean Meat: Ist Laborfleisch nachhaltiger?
Künstliches Fleisch ist fraglos tierfreundlicher als die herkömmlichen Naturprodukte. So fallen beispielsweise keine Schlachtabfälle an, da nur die Teile gezüchtet werden, für die auch Nachfrage besteht. Für die Herstellung der Nährlösung, die meist auf Kälberserum basiert, müssen bisher zwar immer noch Tiere geschlachtet werden, die Forschung arbeitet aber bereits an einer pflanzlichen Alternative aus Algen.
Doch ist Fleisch aus dem Labor auch nachhaltiger und darf zu Recht als „Clean Meat“ bezeichnet werden? Die Verbraucherzentrale beschäftigte sich Ende 2021 mit dieser Frage, kam jedoch zu keiner klaren Antwort: Das Stadium der Entwicklung sei noch zu früh, um belastbare Aussagen zu treffen.
Die Umstellung auf Laborfleisch könnte Ressourcen wie Landfläche einsparen, die Erzeugung benötige derzeit jedoch noch sehr viel Energie – etwa für die Herstellung der Nährlösungen oder den Betrieb der Bioreaktoren, in denen das Muskelgewebe wächst. Das könnte sich allerdings ändern, wenn die Produktionsmengen steigen.
In-vitro-Fleisch ist noch nicht massentauglich
Fleisch aus dem Labor ist noch nicht massentauglich. Das liegt vor allem daran, dass die Herstellung derzeit (2023) noch viel zu teuer ist. Doch die Entwicklung schreitet in schnellen Schritten voran. In den USA könnte schon bald im Labor gezüchtetes Hähnchenfleisch zu kaufen sein, die zuständigen Behörden haben jedenfalls keine Sicherheitsbedenken mehr. Und in den Niederlanden hat das Unternehmen Mosa Meat Ende 2022 ein neues Entwicklungszentrum für die industrielle Produktion von kultiviertem Fleisch errichtet. Spätestens wenn das Produkt aus Zellkulturen günstiger zu haben ist als konventionelles Fleisch, wird sein Siegeszug kaum noch aufzuhalten sein.