- Woher kommt Kaschmir?
- Kaschmirgewinnung
- Weshalb Kaschmir so kostbar ist
- Die Geschichte des Kaschmirs
- Kaschmir und seine Eigenschaften
- Kaschmir – Luxus auf der Haut
Woher kommt Kaschmir?
Die feine Kaschmirwolle stammt aus dem Unterfell der Kaschmirziege. Kaschmirziegen leben in den Hochgebirgsregionen des Himalaya und von Pamir. In China, Nepal, Afghanistan, in der Mongolei und im Iran werden Kaschmirziegen ebenso gezüchtet wie in Australien und Neuseeland. In Europa ist Schottland bei der Zucht führend.
Kaschmirziegen sind schlappohrig und gehörnt. In ihrer zentralasiatischen Heimat leben grau-, weiß-, schwarz- und braunhaarige Tiere. Unterschiedliche Kaschmirarten erklären sich aus den unterschiedlichen Faserstrukturen der etwa 20 verschiedenen Untertypen der Kaschmirziege und dem Klima der jeweiligen Region, in der die Tiere leben. Das Fell der weißen Ziegen kann beliebig eingefärbt werden, weswegen sie sich besonders zur Zucht eignen. Die dunkle Wolle der Kaschmirziegen müssen vor dem Färben gebleicht werden, was die Qualität beeinträchtigt.
Kaschmirwolle gehört zu den feinsten Tierhaaren. Sie ist deutlich dünner als Schafwolle. Die Feinheit des Fells sorgt dafür, dass die Wärme zwischen den Fasern sehr gut gespeichert werden kann. Kaschmirziegen aus dem Himalaya-Gebirge haben extrem feines und weiches Unterhaar, das sie im Winter vor Temperaturen bis zu minus 30 Grad Celsius schützt. Deshalb ist es besonders kostbar.
Extra-Tipp
Kaschmirgewinnung
Im Frühjahr während des Fellwechsels wird das Unterfell der Ziegen ausgekämmt und nach Färbung sortiert. Anschließend muss es gewaschen und das grobe Deckhaar (Grannenhaar) vom feinen Unterfell (Duvet) getrennt werden. Dieser Vorgang heißt Entgrannen. Die Feinheit der Fasern misst sich in Mikron. 1.000 Mikron entsprechen einem Millimeter.
Die feineren Flaumhaare, mit einer Dicke zwischen 9 und 18 Mikron, werden in der Textilindustrie für die Produktion von Schals, Pullovern oder anderen Kaschmirprodukten verwendet. Jährlich können 150 bis 200 Gramm Wolle pro Tier gewonnen werden. Je dünner, länger und gekrauster der Wollfaden, desto edler ist er.
Ziegen-Knowhow
Weshalb Kaschmir so kostbar ist
Für einen Pullover aus 100 Prozent Kaschmir ist die Wolle von mindestens drei Ziegen notwendig. Bei herkömmlicher Schafwolle liefert ein Tier Material für mehr als zehn Pullover. Ein echter Kaschmirpullover muss nach den Anforderungen des Textilkennzeichnungsgesetzes einen Mindestanteil von 85 Prozent haben. Mit dem Begriff „Kaschmiranteil“ ausgezeichnete Ware enthält mindestens 14,5 Prozent Kaschmirwolle und wird mit Merinowolle, Seide, Baumwolle oder auch Kunstfasern gemischt.
Kaschmir ist also sehr teuer, weil das Material knapp ist und die Nachfrage hoch. Hinzu kommt, dass die Herstellung des Stoffes aufwendig ist. Mit Kaschmir wird deshalb nicht selten getrickst: Nicht überall, wo 100 Prozent Kaschmir draufsteht, ist auch 100 Prozent Kaschmir drin.
Es ist nicht leicht, reines Kaschmir von gestrecktem Material zu unterscheiden. Am sichersten ist es, Kaschmir in Fachgeschäften zu kaufen. Auch spezialisierten Luxuslabels, wie Iris von Arnim, Loro Piana, Agnona oder Brunello Cucinelli, kannst du vertrauen.
Pashmina, das feinere Kaschmir?
Pashmina wird oft wie ein Synonym für Kaschmir verwendet. Es heißt sogar, Pashmina sei das edelste Kaschmir. Das ist falsch. Pashmina ist eine Handelsbezeichnung, keine Materialbezeichnung. Pashmina bedeutet in einem persischen Dialekt „Wolle“ oder „aus Wolle gefertigter Schal“. Die Etikettierung eines Schals mit zum Beispiel 100 Prozent Pashmina ist in Deutschland verboten.
Die etwa 70 Zentimeter breiten, gewebten Pashminatücher kamen in den 1990er-Jahren bei uns in Mode und sollen den Schals der Paschtunen nachempfunden sein. In besonders guter Qualität sind sie aus Kaschmir oder Kaschmir-Seide-Kombinationen.
Die Geschichte des Kaschmirs
Srinagar, die Hauptstadt der nordindischen Provinz Kaschmir und Jammu, steht als erster Stelle bei der Kaschmirverarbeitung. Srinagar hat eine lange kunsthandwerkliche Tradition. Wann genau die industrielle Verarbeitung der Kaschmirfaser begann, ist nicht nachzuweisen.
Im frühen 16. Jahrhundert förderte der erste Mogul Indiens, Zahir ad-Din Muhammad Babur, ein Nachkomme Timurs und Dschingis Khans, die Kunst der Kaschmirweberei. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gelangte der edle Stoff über indische Handelsniederlassungen nach Europa.
Bis weit ins 19. Jahrhundert waren Kaschmirstoffe nur für den Adel und den sehr vermögenden Geldadel erschwinglich. Kaiserin Eugenie, die Ehefrau von Napoleon III., hegte eine Liebe zu Kaschmir, wodurch das Material im wahrsten Sinne des Wortes hoffähig wurde. Auch Victoria, Königin von England und Kaiserin von Indien, war bekannt als Trägerin edler Kaschmirschals.
Kaschmir und seine Eigenschaften
Kaschmirwolle ist besonders weich, die feinen Fasern kratzen oder fusseln nicht. Dafür wärmen sie deutlich besser als Schafwolle. Die temperaturregulierenden Eigenschaften des Materials machen das Tragen auch bei warmen Temperaturen angenehm. Kaschmir hat außerdem schmutz- und geruchsabweisende Eigenschaften. Kleidungsstücke aus Kaschmir können oftmals einfach gelüftet werden, um Gerüche zu entfernen.
Kaschmir – pro & kontra
Vorteile:
- wärmt sehr gut
- federleicht
- edle Optik
- geruchs- und schmutzabweisend
- angenehmes Tragegefühl
- hautfreundlich
- feuchtigkeitsregulierend
- reißfest und flexibel
Nachteile:
- anspruchsvolle Pflege
- minderwertiges Kaschmir neigt zum Pilling
- hochpreisig
Kaschmir – Luxus auf der Haut
Kaschmir ist ein rares Produkt und hat seinen Preis. Schals, Pullover, Mützen oder auch Decken sollten gut behandelt und gepflegt werden. Nach dem Tragen ist es ratsam, den Kaschmirstücken mindestens einen Tag Ruhe zu gönnen. Weil Kaschmir so edel ist, empfiehlt es sich, zeitlose Schnitte und zurückhaltende Farben zu wählen. Cremeweiß, Beige oder ein zartes Blau sind typische Kaschmirfarben, die die luxuriöse Optik noch unterstützen.