- Elektroboote: Effizient, emissionsarm und leise
- Die Sache mit dem Führerschein
- Jedes Gewässer hat seine eigenen Regeln
- Typisch Elektroboot: Verdrängen statt Gleiten
- Übersicht: Vor- und Nachteile von Elektrobooten
- In allen Klassen zu Hause
- Elektroboote: Entspanntes Freizeitvergnügen fast ohne Reue
- FAQ: Häufige Fragen und Antworten
Elektroboote: Effizient, emissionsarm und leise
Sie sind das Elektro-Cabrio fürs Wasser: Elektrisch angetriebene Boote oder Elektroboote eignen sich hervorragend für das entspannte Dahinfahren bei schönem Wetter. Ihr leiser Antrieb und das emissionsfreie Vorankommen machen sie zu einem zeitgemäßen Freizeitvergnügen für Jung und Alt, Großstädter:innen oder Landbewohner:innen.
Kein Wunder, dass es inzwischen Elektroboote in jeder Größe und mit wenig oder viel Power zu kaufen und zu chartern gibt. Wie bei Booten mit Verbrennungsmotor kann der Motor samt Antrieb außen liegen – das ist bei Schlauchbooten und kleineren Festrumpfbooten ohne Aufbau der Fall, die werden Außenborder genannt – oder innen wie bei größeren Booten vor allem mit Aufbauten.
Weil Elektromotoren die eingesetzte Energie besser in Vortrieb umsetzen können als beim Verbrennen von Benzin oder Diesel, gelten sie als besonders effizient und damit ressourcenschonend, zumal keine fossilen Kraftstoffe zum Einsatz kommen. Nicht zuletzt deshalb wird ihnen eine große Zukunft auf dem Wasser vorausgesagt.
Die Sache mit dem Führerschein
Fürs Fahren auf dem Wasser ist nicht so eindeutig wie für den Asphalt geregelt, wofür welche Fahrerlaubnis erforderlich ist. Grundsätzlich gilt: Leistet der E-Motor des Bootes weniger als 7,5 Kilowatt, das entspricht etwa 10,2 PS, im Dauerbetrieb bei Betriebsart S1, ist keine Fahrerlaubnis für über 16-Jährige nötig. Bis Ende 2022 galt gesetzliche Obergrenze von 15 PS. Dabei darf das Boot nicht länger als 20 Meter sein.
Vor der ersten Fahrt schlaumachen sollten sich alle Freizeitkapitän:innen dennoch. Kenntnisse über die Grundregeln zur Sicherheitsausrüstung, zu Rettungsmitteln und Lichterführung lassen sich beim Bundesamt für Hydrographie herunterladen. Gegebenenfalls sollte zudem das Verhalten beim Schleusen bekannt sein.
Über diese allgemeine Bestimmung hinaus können die jeweils für Gewässer zuständigen Behörden ergänzende oder abweichende eigene Regeln festlegen, um den Gegebenheiten vor Ort ideal Rechnung zu tragen. So kann es beispielsweise Mindestabstände zum Ufer oder bestimmten Zonen, Tempolimits oder gar eigene Verkehrsregeln geben. Darum gehört für die Überlegung, ein Elektroboot zu kaufen, auch die Frage, auf welchen Gewässern es zum Einsatz kommen soll.
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Jedes Gewässer hat seine eigenen Regeln
Gefahren werden darf ein Elektroboot überall dort, wo motorisierte Boote erlaubt sind. In einigen Fällen ist der E-Antrieb gegenüber dem Benzinmotor privilegiert. Die brandenburgische Verordnung etwa erlaubt E-Boote bis maximal ein Kilowatt auf „nicht schiffbaren Gewässern“. Anderenorts ist in der Regel mehr Schub zulässig.
Wem allerdings die eben erwähnten 10,2 führerscheinfreien PS reichlich wenig vorkamen, wird enttäuscht sein. Auf vielen Seen – etwa auf dem Bodensee – und Flüssen sind teilweise nur 6 oder gar 5 PS erlaubt. Das bedeutet gemächliche Fahrt zwischen Schritt- und Jogging-Tempo.
Es gibt mehr als nur Höchstgeschwindigkeit
Das ist in der Praxis aber nicht unbedingt problematisch. Im Hamburger Hafen gilt beispielsweise ein Tempolimit von 12 Knoten, das sind etwa 22 Kilometer pro Stunde. Das ist sinnvoll, wenn du zwischen den teils 300 Meter langen Containerschiffen die Elbe entlangfährst.
Beliebte Binnenreviere in Deutschland sind unter anderem der Edersee in Hessen, die bayerischen Chiemsee, Starnberger See und Eibsee sowie der Berliner Wannsee. An diesen und weiteren Locations ist der Verleih von E-Booten längst gängig.
So richtig schnell voran geht es vor allem auf offenen Gewässern, zum Beispiel auf der Nordsee. Dafür allerdings muss der Bootsrumpf eine besondere Form haben, er muss als Gleiter ausgelegt sein und das ist bei Booten mit Elektroantrieb eher die Ausnahme.
Typisch Elektroboot: Verdrängen statt Gleiten
Normalerweise verdrängt ein Boot stets genau so viel Wasser, wie es selbst an Masse mitbringt. Diese Boote können nicht schneller als die eigene Bugwelle sein, die bei der Fahrt vorn am Boot zwangsweise entsteht. Beim Fahren wird relativ wenig Energie benötigt, dafür ist das Maximaltempo entsprechend begrenzt.
Gleiter überholen ihre eigene Bugwelle beim 2,5- bis 2,8-fachen ihres Tempos. Das ist aber nur mit einer bestimmten, schnittigen Rumpfform zu schaffen. Der Preis dafür ist ein stark steigender Energieverbrauch. Beim Elektroboot entleert sich der Akku dadurch überproportional.
Darum sind die meisten Elektroboote nicht als Gleiter ausgelegt: Der geringere Energiebedarf beim Verdrängen verlängert die Reichweite massiv, der Akku kann entsprechend kleiner sein. Bei 70 bis 80 Prozent der bootsspezifischen Rumpfgeschwindigkeit stellt sich ein günstiges Verhältnis zwischen Tempo und Energiebedarf ein.
Übersicht: Vor- und Nachteile von Elektrobooten
Bezüglich Komfort, Bedienung, Umweltfreundlichkeit und Kosten punktet ein Boot mit Elektroantrieb mit folgenden Vorzügen:
- Leise an Bord und für die Umwelt
- Keine Abgase
- Geringe Betriebs- und Wartungskosten
- Effizient – 1 Kilowatt Leistung in etwa wie die Leistung eines 3-PS-Benzinmotors
- Kein Handling mit giftigen und leicht brennbaren Kraftstoffen
- Zum Teil dort erlaubt, wo Verbrennungsmotoren verboten sind
- Einfache Bedienung
Nachteile hat ein Elektroboot jedoch auch:
- Akkus teuer und schwer
- Lange Ladezeit und vielerorts fehlende Lademöglichkeiten
- Extrem hohe Preise für schnelle Boote und solche mit hoher Reichweite
In allen Klassen zu Hause
So wie es verschiedene Segelboot-Klassen gibt, ist auch die Auswahl an Modellen von Elektrobooten riesig. In der einfachen Variante ist das Elektroboot ein aufblasbares mit kleinem Außenbordmotor. Die Kombination lässt sich also vor und nach dem Ausflug zu Wasser leicht in einem Kofferraum verstauen.
Wesentlich mehr Komfort bieten Boote mit festem Rumpf, bei denen sogar Aufbauten auf oder unter Deck wie etwa Kabinen möglich sind. Da dabei schnell viel Gewicht zusammenkommt und damit der Widerstand auf dem Wasser steigt, müssen E-Motor und der zugehörige Akku entsprechend groß ausfallen. Für den Transport ist ein Anhänger nötig.
In der obersten Preiskategorie stehen E-Boote, die gleiten statt verdrängen. Das können sehr schicke Gefährte mit herrlich komfortablem Fahrgefühl sein. Jedoch: Bei diesen Modellen ist der Unterhalt teuer, der Akkuverschleiß muss einkalkuliert werden und das hohe Eigengewicht des Bootes erschwert den Transport von einem Gewässer zum anderen.
Ein paar technische Zahlen zu Elektrobooten
Für eine erste grobe Einschätzung, wie stark ein Motor und wie groß ein Akku sinnvollerweise ist, wie weit damit die Fahrt geht und wie schnell sie ist, dienen diese Faustformeln. Vor einem Kauf ist eine ausführliche Beratung ratsam.
- Die tatsächliche Akkukapazität, die sogenannte Nettokapazität in Kilowattstunde geteilt durch die Motorleistung ist die maximale Fahrtdauer in Stunden. Diese multipliziert mit der bei dieser Leistung möglichen Geschwindigkeit ist die Reichweite. Du solltest unbedingt etwas Reserve für alle Fälle einplanen.
- Die nötige Motorleistung hängt vor allem vom Gesamtgewicht des Bootes mit allen Insassen und Gepäck ab. Als Faustformel für Verdränger gilt: je Tonne 2 Kilowatt Leistung. Für Gleiter sind weitere Faktoren ausschlaggebend.
- Ein solides Schlauchboot mit 4 Erwachsenen an Bord kann mit 1 bis 2 Kilowatt Höchstgeschwindigkeiten zwischen 10 und 15 Kilometer pro Stunde erreichen, abhängig von der genauen Bootsform und äußeren Bedingungen. Achtung: Für eine Speedbooten nahekommende Verdoppelung der Höchstgeschwindigkeit ist die 8-fache Leistung erforderlich.
Elektroboote: Entspanntes Freizeitvergnügen fast ohne Reue
Elektroboot fahren ist mehr als das Verdrängen von oder Gleiten über Wasser. Die Technik erzieht zu angenehmer Gelassenheit. Die damit verbundene Ruhe entschleunigt, der Weg ist fortan das Ziel. Preislich liegen die ökologisch akzeptablen Elektroboote noch über, aber bereits dicht an vergleichbaren Booten mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Die größten Vorteile sind das einfache, saubere Handling, die niedrigeren Betriebskosten und das Fahren ohne Abgase. Kurz: rundum eine ziemlich saubere Sache.