- Gegenentwürfe zur Architektur der „Alten Welt“
- Präriehäuser als Statement modernen Bauens
- Organische Architektur folgt Prinzipien der Natur
- Fallingwater: Architekturikone auf einem Wasserfall
- Frank Lloyd Wright: Vordenker der modernen Architektur
Gegenentwürfe zur Architektur der „Alten Welt“
Lange hatte der Stil der „Alten Welt“, also Europas, die USA geprägt. Dann machte sich Ende des 19. Jahrhunderts der junge Frank Lloyd Wright (1867–1959) auf, die architektonische Unabhängigkeit Amerikas zu fördern. Sein Ziel: etwas Eigenes zu schaffen – einen Gegenentwurf zur vorherrschenden, meist recht pompösen viktorianischen Architektur mit ihren historisierenden Details.
Aufgewachsen in der Berglandschaft Wisconsins, entwickelte Wright als Kind eine innige Liebe zur Natur, die seinen Architekturstil nachhaltig beeinflusste. Er spielte stundenlang mit Holzbauklötzen. Seine Mutter, die ihn zu Hause unterrichtete, brachte ihm schon früh Meisterwerke der Architektur nahe. Der Vater, ein Anwalt und Musiker, weckte in ihm die Liebe zur Musik, die ihn ein Leben lang begleiten sollte.
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Präriehäuser als Statement modernen Bauens
Als Bauzeichner in Oak Park, einem schicken Vorort von Chicago, entwarf Wright ab Anfang 20 erste eigene Häuser – darunter auch eines für sich und seine Familie, das Frank Lloyd Wright Home and Studio. Der heute weltberühmte, 1889 errichtete Gebäudekomplex in Oak Park wurde in den folgenden zwei Jahrzehnten zum Mittelpunkt seines Lebens und Arbeitens.
Der Hauptbau ist eines der ersten sogenannten Präriehäuser, die sich zu Frank Lloyd Wrights Markenzeichen entwickelten. Durch eine Betonung des Horizontalen sollten sie die flache Landschaft der Prärie spiegeln. Ihre äußeren Merkmale:
- Flache Satteldächer
- Prominent positionierter Schornstein
- Weite Überhänge als Schutz gegen Sonne, Regen und Schnee
- Lange Fensterreihen
- Weder Speicher noch Keller
Auch im Inneren zeichnen sich Wrights Präriehäuser durch zahlreiche besondere Eigenschaften aus, unter anderem:
- Nur wenige abgeschlossene Trennwände, dadurch „fließende“ Innenräume
- Zwischenwände, Möbel und unterschiedliche Raumhöhen dienen zum Markieren von Übergängen
- Lichtdurchflutete Räume
- Feuerstelle als Mittelpunkt, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken
Organische Architektur folgt Prinzipien der Natur
Schon bei den Präriehäusern entwickelte Wright einen naturnahen Stil und wurde zum meisterhaften Pionier der heute als organische Architektur bekannten Bauweise. Dabei ging es ihm nicht darum, die Natur nachzubilden: Er inspirierte sich von ihr, um den Gebäuden ein natürliches Aussehen zu verleihen. Dahinter stand die Philosophie, dass Häuser lebendige Organismen sind, die sich stimmig in die Umgebung einfügen sollen.
Deshalb sollten auch die verwendeten Baustoffe möglichst natürlich und unverfälscht bleiben: Holz sollte auch als Holz erkennbar sein. Zudem sollten die Materialien zum Farbspektrum der umgebenden Natur passen.
Frank Lloyd Wright im UNESCO-Weltkulturerbe
- Guggenheim-Museum, New York
- Taliesin West, Scottsdale, Arizona (Wrights Winterquartier)
- Taliesin bei Spring Green, Wisconsin (Wrights Sommersitz)
- Villa Fallingwater, Mill Run, Pennsylvania
- Frederick C. Robie House, Chicago
- Herbert Jacobs House, Madison, Wisconsin
- Unity Temple, Oak Park, Illinois
- Hollyhock House, Los Angeles
Fallingwater: Architekturikone auf einem Wasserfall
In den folgenden Jahren entwarf Frank Lloyd Wright Hunderte Gebäude nach dem Konzept der organischen Architektur. Ein besonders spektakuläres Beispiel seiner Kunst ist die Villa Fallingwater in Mill Run im Bundesstaat Pennsylvania.
Ursprünglich hatte die Familie Kaufmann ihm den Auftrag erteilt, ein Haus mit Blick auf einen Wasserfall bauen. Doch der als eigensinnig geltende Architekt überzeugte seine Auftraggeber von der Idee, das Haus direkt über dem Wasserfall zu bauen. „Ich möchte, dass Sie mit dem Wasserfall leben, nicht, dass Sie ihn bloß anschauen”, soll er gesagt haben.
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Einige Zeit hatte Wright mit der Statik und mit Schimmelproblemen zu kämpfen, doch der Aufwand lohnte sich: Zwischen 1935 und 1937 entstand ein spektakuläres Gebäude, das inzwischen als Architekturikone gilt. Überall im Haus ist der kleine Fluss zu hören, breite Fensterflächen und umlaufende, teils freitragende Balkone verbinden die Villa harmonisch mit ihrem natürlichen Umfeld.
Bis 1963 nutzte die Familie Kaufmann diesen besonderen Bau als Wochenendhaus und Feriendomizil. Ab 1964 wurde es zum Museum, das seither mehr als fünf Millionen Menschen besucht haben.
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Frank Lloyd Wright: Vordenker der modernen Architektur
Breite Fensterfronten, offene Grundrisse, organische Formen: Was heute zum Standard großzügiger moderner Architektur zählt, ist zu einem großen Teil Frank Lloyd Wright zu verdanken. Als er 1959 stirbt, hinterlässt er mehr als 400 Gebäude. Zu Lebzeiten galt er als genialer, aber auch eigenwilliger und von sich selbst überzeugter Zeitgenosse.
Die Vollendung seines letzten Werkes, des New Yorker Guggenheim Museums, erlebte Wright zwar nicht mehr. Doch noch in hohem Alter ließ er Kritiker:innen des revolutionären Baus abblitzen: „Jemand hat gesagt, das Museum sehe aus wie eine Waschmaschine. Ich habe solche Reaktionen schon oft gehört, aber ich betrachte sie als wertlos.“ Zum Glück für die Architekturwelt!